12 Daumenregeln für gutes Leadership

Eine neue Studie in Kooperation mit der Limak und der JKU beleuchtet gutes Leadership in Krisenzeiten.

In ein­er Koop­er­a­tion zwis­chen ACADEMIA SUPERIOR und der LIMAK – Aus­tri­an Busi­ness School, unter­suchte ein Team um Univ.-Prof. Dr. Wolf­gang Güt­tel vom Insti­tut für Human Resource & Change Man­age­ment an der Johannes Kepler Uni­ver­sität Linz, wie Führungskräfte in Unternehmen in der Ver­gan­gen­heit mit Krisen umgingen.

Ziel der Studie war, die Iden­ti­fika­tion von resilien­zfördern­den Man­age­ment­meth­o­d­en, mit deren Hil­fe Führungskräfte ihr Unternehmen erfol­gre­ich durch dis­rup­tive Krisen leit­en können.

Krisenresilienz in unruhigen Zeiten

Wenn Märk­te plöt­zlich kol­la­bieren, Kriege Absatzmärk­te ver­nicht­en oder tech­nol­o­gis­che Rev­o­lu­tio­nen tra­di­tionelle Kom­pe­ten­zen wert­los machen, müssen Führungskräfte – oft im Blind­flug – ihre Organ­i­sa­tion neu aus­richt­en und an den Wan­del anpassen. Die einen schaf­fen dies erfol­gre­ich, die anderen nicht – und so ver­schwinden manch­mal ganze Konz­erne, prak­tisch über Nacht, von der Bildfläche.

Was aber, wenn es ein­fache Regeln geben würde, mit denen Man­ag­er ihre Unternehmen best­möglich auf den unvorherse­hbaren Wan­del vor­bere­it­en und durch kom­mende Krisen führen kön­nten? Das Team um Wolf­gang Güt­tel hat es sich zur Auf­gabe gemacht, diese Man­age­mentlehren zu find­en und in ein­fache „Dau­men­regeln“ zu ver­wan­deln. Mit ihrer The­menset­zung beschre­it­en sie wis­senschaftlich­es Neu­land – sys­tem­a­tis­che Stu­di­en zu dem The­ma sind bish­er Mangelware.

Mit 40 Führungskräften aus unter­schiedlichen Branchen und Führungsebe­nen im deutschsprachi­gen Raum  führten sie dafür Inter­views. Manche der aus­gewählten Fir­men per­formten exzel­lent in den Krisen­jahren, andere wieder schlit­terten in die Insolvenz.

12  Daumenregeln für erfolgreiches Leadership in turbulenten Zeiten

Das Ergeb­nis der Studie: Zwölf sim­ple „Dau­men­regeln“ für richtiges Führungsver­hal­ten, vor und in der Krise. Zwölf Regeln, die nicht nur für Man­agerin­nen und Man­ag­er hil­fre­ich sind, son­dern auch für Entschei­dungsträgerin­nen und ‑träger in Poli­tik und Verwaltung:

  1. Beobachte das Umfeld und hin­ter­frage regelmäßig deine Beobachtungskriterien!
  2. Greife auf Net­zw­erke zurück um Frühin­for­ma­tio­nen und Lösungsideen zu bekommen!
  3. Forme eine passende Plat­tform für schnelle und regelmäßige Kommunikation!
  4. Forme ein funk­tionales und kohä­sives Team, wo Ziele, Spiel­regeln und Rollen klar sind!
  5. Schaffe Rollen und Abteilun­gen für effek­tive Krisen­präven­tion und schnelle Entscheidungen!
  6. For­muliere ein­fache Entschei­dungsregeln als strate­gis­che Leit­planken für Mitarbeiter!
  7. Denke in unter­schiedlichen Entwicklungsszenarien!
  8. Ver­bre­it­ere deine Geschäfts­felder und forciere kul­turellen Wan­del wenn nötig!
  9. Schaffe ein gemein­sames Ver­ständ­nis über die Sit­u­a­tion und mögliche Lösungsalternativen!
  10. Konzen­triere dich auf die wichti­gen The­men­felder und delegiere weniger entscheidende!
  11. Tre­ffe deine Entschei­dun­gen gut sicht­bar und set­ze sym­bol­is­che Gesten für die Mitarbeiter!
  12. Nutze die Mehrdeutigkeit zu deinen Gun­sten um Neuerun­gen durchzusetzen!

Disruptive Schocks vorhersehen

Jede Unternehmen­skul­tur ver­fügt über eigene Kom­pe­ten­zen im Umgang mit rapi­de stat­tfind­en­den Verän­derun­gen. Reichen diese Kom­pe­ten­zen (Dynam­ic Capa­bil­i­ties of Change) in der jew­eili­gen Krise aus, kommt das Unternehmen sich­er durch sie hin­durch. Reichen sie aber nicht aus, so entste­ht ein dis­rup­tiv­er Schock: alte Hand­lungsmuster greifen nicht mehr; neue müssen ad-hoc gefun­den wer­den. Diese Sit­u­a­tion kann für das Unternehmen gut oder schlecht ausgehen.

Umso wichtiger, dass das Unternehmen bere­its vor der Krise jene Kom­pe­ten­zen auf­baut, mit deren Hil­fe es sich in ein­er Krisen­si­t­u­a­tion rechtzeit­ig neu ori­en­tieren kann und nicht an falschen Ver­hal­tens­mustern festhält.

Leadership in Krisenzeiten

Diese Kom­pe­ten­zen müssen von den Führungskräften im Unternehmen aufge­baut und insti­tu­tion­al­isiert wer­den. Sie zie­len darauf ab, die Fähigkeit­en des Unternehmens zur Umfeld­beobach­tung, raschen Entschei­dungs­find­ung, Rekon­fig­u­ra­tion von Rou­ti­nen, Prozessen, Werten und Nor­men, zu stärken:

Die Umset­zung strate­gis­ch­er Wach­samkeit ermöglicht die Iden­ti­fizierung dis­rup­tiv­er Schocks und hin­ter­fragt die eige­nen Beobach­tungsmuster; das Denken in Szenar­ien erhöht das Ver­ständ­nis für eine Sit­u­a­tion; sym­bol­is­che Entschei­dun­gen durch das Führungsper­son­al beu­gen dem kollek­tiv­en Still­stand vor und erzeu­gen Sicher­heit und Ver­trauen. Die wahre Her­aus­forderung für Führungskräfte beste­ht aber darin, die Chan­cen der Krise zu erken­nen und für die Weit­er­en­twick­lung des Unternehmens zu nutzen – dafür bedarf es ein­er guten Organ­i­sa­tion und eines kohärenten Teams.

Teams und Organisationen in Krisenzeiten

Einge­spielte Teams agieren in Krisen­zeit­en deut­lich rasch­er. Noch wichtiger ist jedoch ein kon­struk­tiv­er Umgang mit unter­schiedlichen Sichtweisen und Kri­tik im Team. Ein gemein­samer Bezugsrah­men, effek­tives Selb­st­man­age­ment und eine klare Pri­or­itätenset­zung ermöglichen dann, mit­tels ein­er offe­nen, inten­siv­en und klaren Kom­mu­nika­tion, die Ein­bindung aller Mitar­beit­er in die Neuaus­rich­tung des Unternehmens.

Unternehmensin­terne Think Tanks oder „war rooms“ ermöglichen außer­dem die Früherken­nung und Analyse von Krisen. Auch externe Net­zw­erke helfen dabei. Organ­isatorisch braucht es in der Krise aber vor allem mehr Freiräume für Entschei­dun­gen – die jedoch in einem kod­i­fizierten Entschei­dungsko­r­ri­dor ablaufen müssen. Ein diver­si­fiziert aufgestelltes Unternehmen kann dann einen unternehmen­skul­turellen Wan­del und radikale Verän­derun­gen rasch umsetzen.

Regionen in Krisenzeiten

Geht es nach den Stu­di­en­au­toren, kön­nen nicht nur Unternehmen aus den Ergeb­nis­sen ihre Lehren ziehen, son­dern auch die regionale Poli­tik. Ein strate­gis­ch­er Aus­bau von poli­tis­chen und unternehmerischen Führungskom­pe­ten­zen und eine höhere Sys­teme­las­tiz­ität sind die Empfehlun­gen der Autoren an die Poli­tik für eine krisen­festere Zukunft.

Generell gilt: Je vielfältiger der Stan­dort aufgestellt und desto flex­i­bler der Arbeits­markt ist, desto bess­er kann die Region mit Krisen umgehen.

Beglei­t­end ermöglicht die Förderung von Allianzen und Clus­ter­bil­dun­gen die Entste­hung flex­i­bler Inno­va­tions-Ökosys­teme aus Unternehmen, Forschungs- und Aus­bil­dungsin­sti­tu­tio­nen sowie poli­tis­chen Akteuren – was die Kom­pe­tenz ver­stärkt, rasch adäquate Antworten auf die Krise zu find­en. Eine hohe Forschungsin­ten­sität ver­stärkt diesen Effekt weiter.

Spezielle Führungskräfte­train­ings ermöglichen die regionale Umset­zung der obi­gen Dau­men­regeln und erhöhen die Krisen­re­silienz weit­er. Eine Förderung des Zuflusses von exter­nen Führungskräften aus anderen Län­dern, bringt schließlich Erfahrungss­chätze in die Region, die in dis­rup­tiv­en Krisen beson­ders wirk­sam sein können.