ACADEMIA SUPERIOR diskutierte in Gmunden über die Chancen und Risiken der „Vermessung der Zukunft“ durch künstliche Intelligenz und digitale Technologien – Übergabe des Vorsitzes von Michael Strugl an LH-Stv. Christine Haberlander
Die „Vermessung der Zukunft“ durch künstliche Intelligenz und digitale Technologien stand im Mittelpunkt des nunmehr bereits 9. Surprise Factors-Symposiums von ACADEMIA SUPERIOR – Gesellschaft für Zukunftsforschung, das dieses Wochenende in Gmunden stattgefunden hat. Namhafte internationale Expertinnen und Experten diskutierten gemeinsam mit Dr. Michael Strugl, Obmann von ACADEMIA SUPERIOR, und Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger, Wissenschaftlicher Leiter von ACADEMIA SUPERIOR, über die Risiken und auch Chancen der technologischen Entwicklungen und Nutzung von Daten, die als digitaler Fußabdruck im Internet hinterlassen werden. Die Ergebnisse wurden Samstagabend im Rahmen einer Veranstaltung mit mehr als 700 Besucherinnen und Besuchern im Kongresszentrum Toscana präsentiert. „Wir freuen uns, dass wir als Hauptreferenten unseres diesjährigen Symposiums den Psychologen und Datenwissenschafter Michal Kosinski gewinnen konnte, der in einem aufsehenerregenden Artikel mit dem Titel ‚Ich habe zur gezeigt, dass die Bombe existiert‘ aufgezeigt hat, dass mit den heutigen Möglichkeiten der Datenanalyse das Verhalten von Menschen nicht nur vorhergesagt, sondern auch beeinflusst werden kann. Das hat sich dann bei der letzten US-Präsidentenwahl und der Brexit-Abstimmung, die beide einen völlig anderen Ausgang genommen haben als erwartet, auch tatsächlich gezeigt“, betonte Michael Strugl in seiner Rede. „Es ist eine höchst dramatische Entwicklung, dass die Ergebnisse der Analyse des Verhaltens der Menschen in den sozialen Medien nicht nur für kommerzielle Zwecke genutzt werden, sondern auch dazu, um politische Entscheidungen zu beeinflussen“, so Strugl. Mit Kosinski diskutiert haben in Gmunden unter anderem die Journalistin und Digitalisierungskritikerin Susanne Gaschke, die Roboterforscherin und ‑designerin Nadia Thalmann, die einen sozialen Roboter namens Nadine nach dem Ebenbild von ihr und ihren Töchtern geschaffen hat, der auch zu emotionalem Verhalten fähig ist, sowie dem Genetiker und Buchautor Markus Hengstschläger, dem Wissenschaftlichen Leiter von ACADEMIA SUPERIOR.
Im Rahmen dieses Symposiums erfolgte auch die offizielle Übergabe des Vorsitzes von ACADEMIA SUPERIOR von Michael Strugl an Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag. Christine Haberlander in Form einer symbolischen Schlüsselübergabe.
„Es geht nicht darum, wer ist stärker oder klüger, die Maschine oder der Mensch, sondern darum, wie können wir Technologien nutzen, um die Zukunft positiv zu gestalten. Und hier soll auch Oberösterreich aktiv mitwirken, daher ist es gut, dass nun ein neues Studium für Künstliche Intelligenz an der Johannes Kepler Universität Linz geschaffen ist, das sich auch mit Forschung in diesem Bereich befasst“, unterstrich Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer. „Ich bin sehr dafür, dass wir auch in Oberösterreich diese faszinierenden Technologien nutzen und weiterentwickeln, dass wir künstliche und menschliche Intelligenz zusammenführen, um auf diese Weise die künftigen Herausforderungen zu bewältigen“, so LH Stelzer weiter.
Seine provokante These, die Privatsphäre sei ein Auslaufmodell, untermauerte Michal Kosinski mit konkreten Fakten: „Wir alle hinterlassen mit unseren Aktivitäten im Internet einen digitalen Fußabdruck, bereits im Jahr 2012 hatte ein Einzelner eine Datenmenge von 500 Megabyte erzeugt – pro Tag. Und laut Prognosen werden es 2025 bereits 62 Gigabyte pro Tag sein. Und es bedarf bereits nur noch 250 Likes auf Facebook, um einen Menschen genauso gut zu kennen wie dessen Lebenspartner/in“, erläuterte Kosinski. „Auch ich mache mir Sorgen um Missbrauch der Daten, aber ich bin überzeugt, dass 99,9 % der Algorithmen positiv genutzt werden, um den Menschen zu helfen. Daher bin ich dafür, dass wir akzeptieren, dass Privatsphäre Vergangenheit ist und wir uns vielmehr darauf konzentrieren, die Risiken zu minimieren und den Nutzen zu maximieren“, betonte Kosinski.
Die deutsche Journalistin Susanne Gaschke warnte vor „digitaler Verdummung“ und plädierte für intensive „Technologiefolgen-Abschätzung“, um die Risiken der Digitalisierung zu vermindern: „Wir nutzen die digitalen Möglichkeiten vielfach auch aus reiner Bequemlichkeit, ohne deren negativen Auswirkungen ausreichend zu bedenken: Der Online-Handel lässt die Innenstädte veröden und erhöht die Verkehrsproblematik und die gewaltigen Datenmengen erfordern immer höhere Speicherkapazitäten mit entsprechendem Strombedarf“, so Gaschke.
Roboterforscherin und ‑designerin Nadia Thalmann betonte, dass es auch für Roboter Regeln geben müsse, die deren Verhalten steuern: „Auch wenn Roboter nie wirklich fühlen, sondern Emotionen immer nur simulieren können werden, müssen wir doch in deren Software Grenzen für deren Verhalten verankern“, plädierte Thalmann.
Markus Hengstschläger, Wissenschaftlicher Leiter von ACADEMIA SUPERIOR, sprach sich dafür aus, dass der Mensch nicht alles, was technisch oder wissenschaftlich möglich sei, auch tatsächlich umsetzen sollte. „Es liegt auch an der Politik, die technologische Entwicklung so zu entschleunigen, dass der Mensch noch mitkommt“, unterstrich Hengstschläger.
Christine Haberlander neue Obfrau von ACADEMIA SUPERIOR
Nach seinem Wechsel von der Politik in die Privatwirtschaft übergab Michael Strugl nun auch den Vorsitze des von ihm gemeinsam mit Markus Hengstschläger gegründeten Think Tanks ACADEMIA SUPERIOR an LH-Stv. Mag. Christine Haberlander. „Ich freue mich schon auf diese neue Aufgabe und lade alle dazu ein, mit uns die Zukunft ein Stück weiterzuentwickeln“, meinte Neo-Obfrau Haberlander in ihrer ersten Rede in der neuen Funktion.
Bildtexte:
Foto 1: Michael Strugl, Obmann von ACADEMIA SUPERIOR
Foto 2: Landeshauptmann Thomas Stelzer
Foto 3: Psychologe und Datenwissenschafter Michal Kosinski
Foto 4: Psychologe und Datenwissenschafter Michal Kosinski
Foto 5: Digitalisierungskritikerin Susanne Gaschke, Markus Hengstschläger, wissenschaftlicher Leiter von ACADEMIA SUPERIOR, Roboterforscherin Nadia Thalmann und Moderatorin Melinda Crane
Foto 6: Markus Hengstschläger, Michael Strugl, LH-Stv. Christine Haberlander und LH Thomas Stelzer bei der Übergabe des Vorsitzes von ACADEMIA SUPERIOR von Michael Strugl an Christine Haberlander
Foto Honorarfrei © Academia Superior/Wakolbinger