Courage ist das Wichtigste in der Forschung

Beim DIALOG sprachen Markus Hengstschläger und Josef Penninger über Genetik und Forschung un Österreich.

Im Süd­flügel des Linz­er Schloss­es erlebten mehr als 400 Wis­senschafts-Inter­essierte einen ACADEMIA SUPERIOR DIALOG mit den bei­den Spitzen­genetik­ern Univ.-Prof. Dr. Josef Pen­ninger und Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger. Faszinierende Ein­blicke in die Gen-Forschung der Zukun­ft, ethis­che Fra­gen zu den Gren­zen der Forschung, aber auch konkreten Ideen, wie Wis­senschaft in Öster­re­ich bess­er gefördert wer­den kön­nte, wur­den diskutiert.

Die Medizin steht vor einer neuen Revolution

Wir sind bere­its mit­ten in ein­er großen wis­senschaftlich-medi­zinis­chen Rev­o­lu­tion: Wenn es möglich sein wird, men­schliche Stam­mzellen – also jene Zellen, aus denen alle anderen Zellen entste­hen – aus nor­malen men­schlichen Zellen zu gener­ieren, dann kön­nen daraus men­schliche Gewebe und Organe gezüchtet wer­den. „Das bringt völ­lig neue Möglichkeit­en für die Forschung an Krankheit­en, die wiederum zu radikal neuen Ther­a­pi­en und Medika­menten führen wer­den“, zeigte sich Josef Pen­ninger opti­mistisch und betonte, dass diese Entwick­lung für viele Men­schen ein Sur­prise-Fak­tor sein werde.

Mit Josef Pen­ninger, dem Wis­senschaftlichen Direk­tor des Insti­tuts für Moleku­lare Biotech­nolo­gie, kurz IMBA, kon­nte Markus Hengstschläger einen der weltweit führen­den Genetik­er zum DIALOG in Linz begrüßen. Pen­ninger betreibt mit seinen rund 200 Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­ern am IMBA in Wien zukun­ftsweisende genetis­che Forschung. Etwa in der Kreb­s­bekämp­fung oder an men­schlichen Selb­s­theilungskräften: „Ich glaube, unser Herz hat das Poten­zial sich zum Beispiel nach einem Herz­in­farkt wieder kom­plett selb­st zu repari­eren“, erk­lärte Pen­ninger, dessen Team vor kurzem erste Erfolge bei der Grund­la­gen­forschung in diese Rich­tung bei Labor­mäusen verze­ich­nen konnte.

Mit der Forschung an den genetis­chen Mech­a­nis­men in Mäusen – die denen des Men­schen sehr ähn­lich sind – hat Pen­ninger in den Neun­zigern seine Stu­di­en in Kana­da ges­tartet, wo er schnell Erfolg hat­te und etwa an den grundle­gen­den Forschun­gen zu heute möglichen Behand­lung viel­er Osteo­porose-Krankheit­en beteiligt war. „Courage ist das Wichtig­ste für einen Forsch­er, man muss sich auf unge­wohnte Pfade bewe­gen und auch ver­rück­te Dinge tun, ohne zu wis­sen, ob etwas dabei her­auskommt“, antwortete er auf die Frage von Markus Hengstschläger nach seinem Geheim­rezept als Wissenschafter.

Heimische Forschung zur Weltspitze machen

Was die heimis­che Poli­tik zur Förderung der heimis­chen Forschung tun kann, wollte Hengstschläger von Pen­ninger eben­falls wis­sen: „Ich halte es für die grundle­gende Auf­gabe der Wis­senschaft, der Poli­tik Lösun­gen für Prob­leme anzu­bi­eten und nicht sie dafür zu kri­tisieren, was sie nicht kann oder nicht ver­ste­ht“, so Pen­ninger, der weit­er aus­führte: „Wir müssen einen Spielplatz an Hochtech­nolo­gie auf­bauen, auf dem die tal­en­tiertesten Kinder der Welt sich wohlfühlen und spie­len dür­fen. Damit bekom­men wir die besten Köpfe und die besten Ideen“. Dazu brauche es aber vor allem auch mehr Geld, das ins­beson­dere auch von Pri­vat­en kom­men solle, die durch Steuer­vorteile zu Spenden oder Investi­tio­nen ermutigt wer­den soll­ten. So kön­nten Stiftun­gen dazu verpflichtet wer­den, ein oder zwei Prozent ihres Kap­i­tals in Forschung zu investieren, wofür sie steuer­liche Begün­s­ti­gun­gen erhal­ten kön­nten, schlug Pen­ninger vor.

Grund­sät­zlich sollte sich aber auch die Ein­stel­lung der heimis­chen Wis­senschaf­terin­nen und Wis­senschafter ändern: Diese soll­ten endlich auch ver­ste­hen, dass sie ihre Arbeit mehr in den Medi­en präsen­tieren und mit der Öffentlichkeit kom­mu­nizieren müssen, wie dies etwa in den USA oder in Kana­da schon lange der Fall sei. „Nur so kann man als Forsch­er Aufmerk­samkeit für seine Arbeit erzeu­gen und damit nicht nur Gelder lukri­eren, son­dern auch das Inter­esse der Jugend an Wis­senschaft weck­en“, erk­lärte der Penninger.

An der Weck­ung der Lei­den­schaft für Wis­senschaft in unseren jüng­sten Köpfen, arbeit­et Pen­ninger bere­its inno­v­a­tiv: Vor eini­gen Jahren grün­dete er in Wien das erste offene Labor Öster­re­ichs. Dieses ist für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Sei­ther sind bere­its 40.000 Men­schen in diesen und mit­tler­weile anderen open labs in Linz, Graz oder Wels zu Besuch gewe­sen. „Ich bin überzeugt davon, dass wir dadurch bei so manchem klu­gen Kopf das Inter­esse an Forschung geweckt haben“, meinte er.

Der Obmann von ACADEMIA SUPERIOR, Lan­desrat Dr. Michael Strugl, zeigte sich nicht nur über den neuer­lich großen Besuch­er-Andrang zum DIALOG erfreut, son­dern auch darüber, dass „beim DIALOG die Möglichkeit­en der Gen­tech­nik nicht nur vor dem Hin­ter­grund von Bedro­hungsszenar­ios disku­tiert wur­den, son­dern auch gezeigt wurde, was alles an Pos­i­tivem möglich wäre“.

Dr. Andreas Mit­ter­lehn­er, Gen­eraldirek­tor der HYPO Oberöster­re­ich, die als Spon­sor die Ver­anstal­tung möglich gemacht hat, erk­lärte bei sein­er Begrüßung: „ACADEMIA SUPERIOR und die HYPO OÖ haben ein wichtiges gemein­sames Inter­esse: eine gute Zukun­ft­sen­twick­lung in Oberöster­re­ich. Deshalb unter­stützen wir die Aktiv­itäten von ACADEMIA SUPERIOR.“

Audiomitschnitt des DIALOGs: