„Die Stag­na­tion hat ein Ende gefun­den — der Koma-Schlaf ist been­det”, fasst Dr. Karin Kneissl, Nahost­an­a­lystin und Exper­tin beim Sur­prise-Fac­tors-Sym­po­sium in Gmunden die heutige Sit­u­a­tion unter dem Titel Blick­punkt Afri­ka und Nahost im Wifi Linz zusam­men.” Die demografis­che Entwick­lung und der poli­tis­che Still­stand haben zu den sozialen Unruhen geführt, „die das starke säku­lare Poten­tial gezeigt haben”. Das Fehlen jeglich­er Frei­heit und der Auss­chluss der Hälfte der Bevölkerung (Frauen) waren wesentliche Factoren.

Neue Zugänge? Aber wie?

Kneissl zeigt, dass die EU nicht ein­fach so weit­er­ma­chen kann wie bish­er. Es braucht neue Wege und neue Zugänge. Verträge sind oft auf Grund der verän­derten Rah­menbe­din­gun­gen nicht mehr gültig. Die Men­schen wollen reisen, studieren und in Frei­heit leben. „Die Rev­o­lu­tion ist mit 1848 in Europa zu ver­gle­ichen. Die Unter­ta­nen erheben sich als Bürg­er”, schildert Kneissl: „Es geht nicht um Bil­dung, die ohne­hin vorhan­den ist. Es geht um Beschäf­ti­gung, den Aus­bau von Branchen, die Zukun­ft haben.” Es geht um ern­sthafte Beschäf­ti­gung und man rech­net, dass in diesen Staat­en mehr als 18 Mil­lio­nen Arbeit­splätze notwendig sind, um den jun­gen Leuten eine Per­spek­tive zu geben. Dort sollte genau beobachtet wer­den, wo eingestiegen und unter­stützt wer­den kann.

Würde!

Kneissl schildert sehr anschaulich, dass nicht die Demokratie bei den Auf­ständis­chen im Mit­telpunkt ste­ht: „Es geht zuerst um die Würde der Men­schen und den Respekt in den Beziehun­gen. Außer­dem ist Gerechtigkeit ein zen­trales Anliegen. Schließlich wollen die Auf­ständis­chen ihre Frus­tra­tion been­den.” In diesem Zusam­men­hang ste­ht auch eine zweite Rev­o­lu­tion in Ägypten im Raum, eine Brotrev­o­lu­tion, wenn es nicht gelingt, das sub­ven­tion­ierte Brot an alle zu bringen.