Viele Menschen sehen in Cannabis ein Symbol für persönliche Freiheit, ein Genuss- und Heilmittel, sie sprechen von Arbeitsplätzen, Wirtschaftsaufschwung, Steuereinnahmen und sehen darin sogar die Rettung für kleine bäuerliche Betriebe, die nun statt Mais Hanf anbauen. Kurzum, Cannabis steht für Hoffnung und Fortschritt.
Die Wahrheit sieht aber gänzlich anders aus: Laut Kurosch Yazdi, nutzen Pharma- und Nahrungsmittelindustrie den Cannabis-Hype, um gesättigte Märkte neu zu beleben und erhält dabei breite Unterstützung von Politikern. Hier wird Wirtschaftswachstum mit medizinischen Argumenten und dem Konsummotor Sucht angestoßen. Die Wirkung von Cannabis wird dabei stark verharmlost.
Die wirklich wichtige Diskussion um den in der Medizin genutzten Wirkstoff Cannabidiol (CBD) gerät dabei immer mehr in den Hintergrund.
Die Konzentration des berauschenden Wirkstoffs THC in der Pflanze ist heute viel höher als früher und cannabisbezogene Störungen steigen vor allem bei Jugendlichen drastisch an. Als Leiter der Abteilung für Suchterkrankungen, beobachtet Kurosch Yazdi, wie eine steigende Zahl an Menschen mit starkem Cannabiskonsum behandelt wird und wie die Zahl der Cannabissüchtigen rapide ansteigt. Sein Appell an die heimischen Entscheidungsträgerinnen und ‑träger: „Stoppt den Cannabis-Kult. Er schadet unserem Gesundheitswesen, er macht unsere Jugend kaputt, er pervertiert die Mechanismen des Pharmamarktes“.
Unterschätzte Einstiegsdroge Cannabis
Die in Mitteleuropa nach wie vor am meisten konsumierte illegale Droge ist Cannabis. Unter jenen, die in Europa wegen irgendeiner Suchterkrankung in Behandlung gehen, ist die Gruppe der Cannabissüchtigen mit durchschnittlich 25 Jahren am jüngsten. Bei den Jugendlichen in Suchtbehandlung haben 76 Prozent Cannabis als Primärdroge, bei den Unter-15-Jährigen sogar 86 Prozent. Viele Cannabissüchtige haben auch noch mindestens eine weitere Suchterkrankung, 19 Prozent sind zusätzlich süchtig nach Amphetaminen, 10 Prozent nach Kokain und 25 Prozent nach Alkohol.
Cannabiskonsum ist bei den unter 25-Jährigen in Deutschland mittlerweile der Hauptgrund für eine ambulante und stationäre Behandlung sowie die Inanspruchnahme von Einrichtungen der Suchthilfe bei Problemen mit illegalen Drogen. Cannabis bleibt damit weiterhin das wichtigste Thema in der Prävention illegaler Suchtstoffe.
In Österreich gaben laut Drogenbericht der österreichischen Bundesregierung 2015 30 bis 40 Prozent an, zumindest einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert zu haben. Die Zahl derjenigen, die mindestens einmal in den vergangen 30 Tagen Cannabis konsumiert haben, steig innerhalb von zehn Jahren um das Dreifache an.
Gesundheitsrisiko Cannabiskonsum
Etliche Studien belegten, dass sich langjähriger regelmäßiger Konsum sehr wohl massiv in der Leistungsfähigkeit der betreffenden Person niederschlägt und Cannabis zu großen Beeinträchtigungen im Gehirn führt. Die Folge: Aussetzer im Gedächtnis, schwere Konzentrationsstörungen, Probleme beim Lernen. Dabei gilt: Je früher im Leben mit dem Konsum begonnen wird, desto vehementer und schwerwiegender die Auswirkungen.
Cannabis belastet aber auch die Atemwege und kann zu Lungenkrankheiten wie COPD führen, der »Chronic Obstructive Pulmonary Disease«. Darüber hinaus führt Cannabis zu einem erhöhten Herzinfarktrisiko, beeinträchtigt Kreislauf und Immunsystem und stellt auch auf dem Gebiet der Sexualität und der Fortpflanzung eine Gefahr dar. So hat Cannabiskonsum nicht nur Auswirkung auf die Konzentration und die Qualität der männlichen Spermien, dazu ist auch schwangeren Frauen dringend vom Genuss von Cannabis abzuraten, die Folgeschäden für das ungeborene Kind sind wie bei der Aufnahme von anderen Drogen wie Nikotin oder Alkohol unabsehbar.
Trotzdem geht der Trend der Bewertung von Cannabis seit den 1990er Jahren in Richtung einer verharmlosenden Interpretation – ähnlich wie es früher bei Nikotin und Zigaretten der Fall war.
Gegen diesen Trend versucht Kurosch Yazdi mittels Aufklärung und Fakten anzuschreiben.