Alle rel­e­van­ten Stake­hold­er aus Wis­senschaft, Wirtschaft, Poli­tik und Gesellschaft beto­nen stets die große Bedeu­tung von Aus- und Weit­er­bil­dung für die dig­i­tale Transformation.

Die konkrete Umset­zung stellt Bil­dungsin­sti­tu­tio­nen und Betriebe allerd­ings noch vor große Herausforderungen.

HOCHSCHULE

Die Hochschulen in Deutsch­land und Öster­re­ich stellen sich zunehmend dem The­ma Dig­i­tal­isierung; neue Pro­gramme beispiel­sweise zu Data Engi­neer­ing erfreuen sich ein­er stärk­eren Nachfrage.

Die meis­ten Hochschulen müssten aber noch sicht­bar­er als Treiber und Enabler der dig­i­tal­en Rev­o­lu­tion auftreten – sowohl nach außen (vor allem in der Lehre und im Trans­fer) als auch, was die Organ­i­sa­tion nach innen betrifft:

1. Vielfalt im Hochschulsystem hilft, verkrustete Strukturen aufzubrechen.

Das sehr kon­ser­v­a­tive Hochschul­sys­tem mit sein­er akademis­chen Selb­stver­wal­tung lässt sich nicht von heute auf mor­gen trans­formieren. Die pri­vat­en Hochschulen kön­nen dur­chaus das (öffentliche) Sys­tem „von außen“ mit­bee­in­flussen. Die ver­stärk­te Koop­er­a­tion pri­vater und öffentlich­er Uni­ver­sitäten würde das Sys­tem eben­falls bereichern.

Radikale Exper­i­mente an staatlichen Hochschulen kön­nten in die Rich­tung gehen, ein­mal Rek­toren­stellen von außen zu beset­zen und ihnen zehn Jahre Zeit zu geben, wirk­lich etwas zu verän­dern – Uni­ver­sitäten als ‚ Max-Planck-Insti­tute light‘ sozusagen.

2. Auch die Hochschulen brauchen einen digitalen Dreh, der den bestehenden Konservatismus überwindet und mehr unternehmerisches Denken fördert.

Dabei tritt ein Dilem­ma auf: Während die Arbeitswelt in Zukun­ft durch flachere Hier­ar­chien gekennze­ich­net sein wird und kreative Zer­störung benötigt, bilden Uni­ver­sitäten immer noch viele junge Men­schen aus, die Kar­riere in klas­sis­chen Hier­ar­chien machen wollen.

3. Hochschulen sollten zu radikaleren Experimenten ermuntert werden.

Ein MBA auf Basis eines Inge­nieurstudi­ums ist bre­it akzep­tiert. Das umgekehrte Mod­ell – ein post-grad­ualer Inge­nieursstu­di­en­gang, der auf einem wirtschaftswis­senschaftlichen Studi­um auf­baut – scheint derzeit undenkbar; lediglich bei hybri­den Stu­di­engän­gen find­et es Akzeptanz.

4. Die Universitäten müssen ihr Engagement in der Weiterbildung verstärken.

Sie soll­ten die Weit­er­bil­dung stärk­er als eine ihrer gen­uinen Auf­gaben wahrnehmen (zum Beispiel in Form von Sum­mer Schools, Fernkursen etc.). Die Anrech­nung von solchen Kursen auf das Lehrdep­u­tat und zusät­zliche Hon­o­rare kön­nen als Anreize für Dozentin­nen und Dozen­ten dienen.

Wären Mod­elle denkbar – sys­tem­a­tisch und in der Bre­ite –, in denen Absol­ven­ten mit Bach­e­lor zunächst in das Arbeit­sleben ein­steigen, um sich indus­triespez­i­fis­ches Wis­sen anzueignen, um dann erst nach eini­gen Jahren einen Mas­ter aufzusatteln?

5. Die Förderung des dualen Prinzips („Hand und Kopf“) hilft dabei, Abgrenzungen zwischen der akademischen und der Facharbeiterwelt zu überwinden und Kommunikationsprobleme zu lösen.

An der Schnittstelle von Handw­erk und Inge­nieur­we­sen führt ein Dünkel der Akademik­erin­nen und Akademik­er häu­fig zu Sprach­bar­ri­eren oder sog­ar Sprachlosigkeit, die die Wet­tbe­werb­s­fähigkeit hem­men. In der Gesellschaft genießen die Fachkräfte dage­gen hohe Anerken­nung („der Meis­ter gilt etwas“). Um eine bessere Ver­schränkung zwis­chen den bei­den Bere­ichen herzustellen, soll­ten akademis­che Aus­bil­dun­gen stärk­er mit prak­tis­chen Inhal­ten und beru­fliche Aus­bil­dun­gen stärk­er mit the­o­retis­chen Inhal­ten angere­ichert werden.

6. Wenn man wettbewerbsfähig bleiben will, dürfen Begriffe wie „Bildungselite“ nicht tabu sein.

Entschei­dend ist eine fähigkeits- und leis­tung­sori­en­tierte Aus­bil­dung, die Unter­schiede zulässt beziehungsweise zur Ken­nt­nis nimmt. Es muss um Chan­cen­gle­ich­heit gehen und nicht darum, junge Leute aus falsch ver­standen­er Sol­i­dar­ität an die Uni­ver­sitäten zu drängen.