Ein Plädoyer für das Anderssein

Markus Hengstschläger und Thomas Brezina im DIALOG

Im neun­ten ACADEMIA SUPERIOR DIALOG disku­tierten Thomas Brez­i­na, ein­er der erfol­gre­ich­sten Kinder- und Jugend­buchau­toren Öster­re­ichs, und der Wis­senschaftliche Leit­er der ACADEMIA SUPERIOR Markus Hengstschläger vor mehr als 400 Besucherin­nen und Besuch­ern über die „Einzi­gar­tigkeit des Ander­s­seins” und darüber, welche Vorteile Gesellschaft und Men­schen daraus ziehen kön­nten, wenn mehr Indi­vid­u­al­ität und Ander­sar­tigkeit zuge­lassen wer­den würde.

Anlass hier­für war das Buch „Warum nur Knal­lköpfe die Welt vor Killer-Klo­brillen ret­ten kön­nen”, das Thomas Brez­i­na und Markus Hengstschläger gemein­sam ver­fasst haben. Die Quin­tes­senz: Kinder sollen stärk­er dazu ermutigt wer­den, zu ihrer Einzi­gar­tigkeit im Sinne ihrer indi­vidu­ellen Inter­essen, Fähigkeit­en und Tal­ente zu ste­hen, auch wenn diese nicht den gängi­gen Ide­alvorstel­lun­gen ein­er Mehrheit entsprechen.

Auch Lan­desrat Dr. Michael Strugl, Obmann der ACADEMIA SUPERIOR, betonte in sein­er Begrüßung, dass das Ander­s­sein für die Zukun­ft unser­er Gesellschaft eine wesentliche Bedeu­tung hat: „Vielfalt darf nicht unter­drückt oder abgelehnt wer­den, denn Vielfalt ist eine Bere­icherung und die einzig richtige Antwort auf die Her­aus­forderun­gen der Zukun­ft, die wir zum Teil heute noch gar nicht ken­nen”, erk­lärte Strugl die Hin­ter­gründe für die Beschäf­ti­gung mit dieser Thematik.

Zwei andere Knallköpfe

Mit Brez­i­na und Hengstschläger disku­tierten zwei Per­sön­lichkeit­en, deren Leben selb­st durch das Ander­s­sein geprägt war und ist: Markus Hengstschläger, der bere­its mit 24 Jahren zum Dok­tor der Genetik pro­movierte und 35-jährig zum jüng­sten Uni­ver­sität­spro­fes­sor für Medi­zinis­che Genetik berufen wurde, sowie Thomas Brez­i­na, der bere­its mit 15 Jahren preis­gekrönte Drehbüch­er ver­fasste und schon mit 20 Jahren Regie bei Kinder­sendun­gen des ORF führte. Mit­tler­weile hat Brez­i­na, der abwech­sel­nd in Lon­don und Wien lebt, mehr als 40 Mil­lio­nen Büch­er verkauft, die in 35 Sprachen über­set­zt wur­den. Neben Kinder­buch-Best­sellern wie „Die Knicker­bock­er-Bande” und „Tom Tur­bo” hat er auch mehr als 350 Hör­spiele ver­fasst, sowie erfol­gre­iche Kinder­fernseh-For­mate kreiert und teil­weise auch selb­st mod­eriert. Der inter­na­tionale Erfolg des öster­re­ichis­chen Autors zeigt sich etwa daran, dass Brez­i­na beispiel­sweise in Chi­na mehr Büch­er verkauft hat als Joanne K. Rowl­ing — die Autorin von Har­ry Potter.

Brez­i­na erk­lärte seine Moti­va­tion zu schreiben damit, dass er Geschicht­en schreiben will, die Kinder berühren und begeis­tern. Sein Ziel ist es, Kinder und Jugendliche, die eigentlich nie lesen, zumin­d­est zu fall­weise Lesenden und Kinder, die nur unregelmäßig lesen, zu gewohn­heitsmäßi­gen Leserin­nen und Lesern zu machen: „Dazu müssen wir Kinder in erster Lin­ie dazu brin­gen, gerne lesen zu wollen”, so Brez­i­na. Und nur durch das indi­vidu­elle Einge­hen auf den jew­eili­gen Lese-Typ kann den Kindern Spaß am Lesen ver­mit­telt wer­den. So müssen Büch­er, die auch Buben — die tra­di­tionell weniger lesen als Mäd­chen — ansprechen wollen, beson­ders reich bebildert sein und Kinder­büch­er soll­ten mit ein­er möglichst großen Schrift aus­ges­tat­tet sein.

Erziehung, Bildung und Individualität

Die zen­trale Auf­gabe der Eltern in der Erziehung sieht Brez­i­na darin, Kinder dabei zu unter­stützen, sie selb­st sein zu dür­fen. „Anders sein heißt nichts anderes, als durch und durch so zu sein, wie man eigentlich selb­st ist”, zeigte sich Brez­i­na überzeugt. „Anders sein resul­tiert in Kreativ­ität und diese ist unser einziger echter Rohstoff für die Zukun­ft”, stimmte auch Markus Hengstschläger voll und ganz der Anerken­nung von Indi­vid­u­al­ität zu. Thomas Brez­i­na beklagte aber auch den in Mit­teleu­ropa zu gerin­gen Respekt vor der Per­sön­lichkeit des Kindes, der sich in dem hierzu­lande oft vorherrschen­den Gedanken man­i­festiere: „Wir müssen ein Kind for­men und zurechtk­lopfen wie Plas­tilin!” Erziehung heißt für Brez­i­na dahinge­gen, dass Kinder Spiel­regeln erler­nen, damit unser Zusam­men­leben gedeih­lich funktioniert.

Einig waren sich Hengstschläger und Brez­i­na auch darin, dass es eines Umbaus des öster­re­ichis­chen Bil­dungssys­tems bedarf, um Indi­vid­u­al­ität von Klein auf bess­er zu fördern. Hierzu sollte u.a. die Wer­tigkeit der frühkindlichen Erziehung in Kindergärten mas­siv erhöht werden.

Unter­stützt wurde die Ver­anstal­tung von der HYPO Oberöster­re­ich, vertreten durch ACADEMIA SUPERIOR Kura­to­ri­umsmit­glied Dr. Andreas Mit­ter­lehn­er, der betonte: „Gle­ich wie kon­tro­vers diese The­men aktuell disku­tiert wer­den, sind sich doch alle einig, dass die The­men Wis­senschaft, Forschung und Bil­dung für unsere Kinder und somit für unsere Zukun­ft von höch­ster Bedeu­tung sind”.

Den Sur­prise Blog von Thomas Brez­i­na „Du bist  wichtig — anders — doch richtig” find­en Sie hier.