Vor dem Bankengebäude der JKU Linz werden Bierbänke aufgestellt. Ein Hinweis darauf lässt Dekan Klement verschmitzt behaupten: „Vielleicht haben die 400 Studentinnen und Studenten, die gerade ihre Prüfung abgelegt haben, etwas zu feiern.” In seinem Institut geht es um die Grundlagen und Anwendungen mathematischer Logik, „die auch Grauwerte und Zwischentöne kennt, nicht nur Schwarz-Weiß. Unsere Algorithmen arbeiten auch mit Schattierungen.” Als Nichtmathematiker werde ich aufgeklärt: Ein Algorithmus ist eine aus endlich vielen Schritten bestehende eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems oder einer Klasse von Problemen. „Und wo merkt das Otto Normalverbraucher?”, meine zögerliche Frage. Darauf eine klare Antwort: „Unsere Programme prüfen zum Beispiel alle Labels von Sony, ob sie auch richtig produziert sind. Da kommt es darauf an, dass jedes Produkt — quasi mit den Augen der Konsumenten — optisch geprüft wird.”
Nicht nur der Mensch wird kommunizieren
„Diese rasante Entwicklung im Bereich der Informationstechnologie in den letzten 10 Jahren ist eine wirkliche Überraschung”, meint Klement in Richtung „Surprise Factors”. Er verweist dabei auf das Handy vor 10 Jahren und was es wahrscheinlich noch alles können wird. „Diese Entwicklung geht weiter, ob wir wollen oder nicht. In Zukunft werden auch Autos und andere Dinge direkt miteinander kommunizieren. Die Frage ist: Wie weit ist das wünschbar und wie viel Einfluss will der Mensch noch haben?” Die Wissenschaft wird Möglichkeiten zur Verfügung stellen und dann ist zu entscheiden: Nutzen wir das oder nicht! „Das Maß und die Entscheidungsinstanz muss erst gefunden werden”, ist Klement überzeugt.
Geringschätzung der Naturwissenschaften
In Richtung Politik und gesellschaftliche Entscheidungsträger bedauert Klement, „dass heute die Naturwissenschaften und die Technik eine geringe Wertschätzung erfahren, ja sogar Angst davor besteht.” Ohne das Früher zu verherrlichen, sieht Klement doch, „dass es in den 50-er und 60-er-Jahren eine Aufbruchsstimmung gab. Es gab viel zu entdecken wie den Weltraum und nach dem Krieg viel zu verbessern. Es gibt heute zu wenig Studierende. „Es wäre wieder an der Zeit, wo wir einen Schritt weitergehen könnten, wenn es mehr positiven Zugang zu den naturwissenschaftlich-technischen Fächern gäbe”, ist Klement überzeugt. Vieles wird heute verschult und die Studierenden erlebt Klement als „zu brav”. Den Hinweis auf den „ökonomischen Zwang oder was viele dafür halten” lässt Klement nicht ganz gelten, „weil dieses Klagen auf sehr hohem Niveau stattfindet”. Klement sieht, „dass ein hoher Grad an Selbstorganisation und Selbstdisziplin in einem freien Klima heute nicht so gefragt ist.” So erklärt Klement auch den Zulauf zu den FH„s ohne bewertenden Unterton.
Wir geben etwas zurück
„Ich wurde für den Beirat angesprochen und habe zugesagt”, meint Klement auf die Frage nach seiner Mitgliedschaft im AS Beirat: „Jeder sollte über das engere berufliche Umfeld Verantwortung übernehmen und so wieder etwas zurückgeben an die Gesellschaft, was man in unserer Position bekommt.” Klement bringt die „Wurzel des Professors” (lat.: profiteor) zur Sprache und meint: „Man hat seinen Beitrag einzubringen.” Dass hier auch in relativ kurzer Zeit wirtschaftlich Messbares bewegt werden kann, sieht man etwa am JKU-Softwarepark Hagenberg (in dem auch ein wichtiger Teil von Klement„s Institut untergebracht ist: ausgehend von einen einzigen Uni-Institut (RISC) und durch das einzigartige Engagement von Bruno Buchberger (als Professor — wie er immer betont) entstand innerhalb von 20 Jahren im Mühlviertel ein einzigartiger Forschungs‑, Ausbildungs- und Wirtschafts-Standort, der über 1000 Personen Arbeit bietet.