Was kann in Oberöster­re­ich getan wer­den, um mehr Men­schen zu motivieren, ihre inno­v­a­tiv­en Ideen auch in eine Unternehmensgrün­dung umzuset­zen? Darüber disku­tierten der Think Tank ACADEMIA SUPERIOR und die Junge Wirtschaft OÖ gemein­sam mit Exper­tin­nen und Experten aus der heimis­chen Gründerszene.

Für die kün­ftige Entwick­lung Oberöster­re­ichs sind inno­v­a­tive  Unternehmensgrün­dun­gen erforder­lich, um Wach­s­tum, Beschäf­ti­gung und wirtschaftliche Dynamik hoch zu hal­ten — nach dem Mot­to: „Die Grün­dun­gen von heute sind die Leit­be­triebe von mor­gen!”. Die Stärkung des unternehmerischen und inno­v­a­tiv­en Geistes in der Gesellschaft ist ein wesentlich­er Fak­tor für das Ziel, die oberöster­re­ichis­che Start-Up-Szene zu stim­ulieren und noch dynamis­ch­er und vielfältiger wer­den zu lassen.

Unternehmensgründungen in Oberösterreich

Wenn man über die Zukun­ft des Wirtschafts­stan­dortes Oberöster­re­ich nach­denkt, so stoßt man unmit­tel­bar auf das The­ma inno­v­a­tive und wach­s­tum­sori­en­tierte Unternehmensgrün­dun­gen. 2013 wur­den in Oberöster­re­ich 5.172 Neu­grün­dun­gen vorgenom­men, das entspricht Rang 4 im Bun­deslän­derver­gle­ich hin­ter Wien, Niederöster­re­ich und der Steier­mark. Stellt man dem die Anzahl der Beschäftigten gegenüber, so waren es in Oberöster­re­ich 8,35 Neu­grün­dun­gen je 1.000 Beschäftigte — das ist der zweit­niedrig­ste Wert aller Bun­deslän­der. Öster­re­ich­weit liegt diese „Grün­dungsrate” bei 10,61 — andere Bun­deslän­der wiesen eine deut­lich höhere Grün­dungsrate auf, z.B. die Steier­mark mit 11,18.

„Bei den Grün­dun­gen gibt es noch Luft nach oben!” – Michael Strugl

Das Entre­pre­neur­ship ist eine „Entwick­lungs­frage für Oberöster­re­ich”, meinte Wirtschafts-Lan­desrat und Obmann der ACADEMIA SUPERIOR Michael Strugl: „Es muss uns gelin­gen, die Grund­la­gen für den Unternehmergeist bere­its in den Schulen aufzubauen”. Das Ziel lautet: „Dass keine einzige gute Geschäft­sidee in Oberöster­re­ich ver­loren geht oder sich nicht zum Erfolg entwick­eln kann”.

Eine gute Idee ist zu wenig…

Haup­tred­ner des Abends war der aus der Zeit im Bild bekan­nte ORF-Mod­er­a­tor Dieter Borne­mann. Er sprach über den Wert ein­er guten Idee, über kul­turelle Unter­schiede in der Welt und darüber, wie das Streben nach Sicher­heit die Inno­va­tions­fähigkeit in Öster­re­ich hemmt.

„Es ist zweifel­sohne bess­er, eine mit­telgute Idee umzuset­zen als fünf bril­lante Ideen im Kopf zu haben.” – Dieter Bornemann

Er berichtete von seinen eige­nen Erfahrun­gen beim Ver­such eine inno­v­a­tive Idee auf den Markt zu brin­gen und darüber warum inno­va­tio­nen am häu­fig­sten scheit­ern. „Schnell fall­en uns 10 Gründe ein, warum es nicht klap­pen sollte. Wichtiger wäre 10 Gründe zu find­en, warum es klap­pen kann!” Für ihn sind die wichtig­sten Punk­te, die man beherzi­gen muss, um eine Idee auch real­isieren zu können:

  • Die Idee erfass­bar machen (etwa durch Verschriftlichung)
  • Dead­lines setzen
  • Nicht nach Per­fek­tion zu streben (Das per­fek­te Pro­dukt wird nie realisiert)
  • Liste der nöti­gen Schritte erstellen
  • An sich und die Idee glauben

Da wir Men­schen darauf aus­gerichtet sind, möglichst effizient zu agieren, fall­en wir immer wieder in die sel­ben erlern­ten Muster zurück. Deshalb sind wir Men­schen — und mit zunehmen­dem Alter ver­stärkt — inno­va­tion­shem­mend. Für den stel­lvertre­tenden Leit­er der ZiB-Wirtschaft­sredak­tion war deshalb klar: „Die Schwierigkeit ist es nicht, neue Ideen zu erfind­en, son­dern die alten Ideen zu über­winden”. Um dies erre­ichen zu kön­nen muss man bere­its sein die eigene Kom­fort­zone zu ver­lassen (eine Notwendigkeit, die bere­its beim heuri­gen SURPRISE FACTORS SYMPOSIUM betont wurde).

Wie den Entrepreneurial Spirit in Oberösterreich entflammen?

In der darauf fol­gen­den Talkrunde disku­tierten die Exper­tin­nen und Experten darüber, wie junge und ältere Men­schen in Oberöster­re­ich am besten zur Grün­dung eines eige­nen Unternehmens motiviert und in diesem Prozess best­möglich unter­stützt wer­den können.

„Schon in der Schule wollte ich eines: Unternehmerin wer­den!” – Helen Wu

Die bekan­nte Teesa­lonbe­sitzerin der Linz­er Alt­stadt, Dr. Helen Wu, betonte, dass „es gute Ideen wie Sand am Meer gibt. Aber das Feuer, das in einem bren­nt, macht den Erfolg aus”. Die in Deutsch­land geborene und in Hongkong aufgewach­sene Wu ver­wies außer­dem auf die beste­hende Notwendigkeit, der ver­stärk­ten Unter­stützung von grün­dungswilli­gen Frauen mit Fam­i­lien. Denn diese scheuen oft­mals das Risiko ein­er Selb­st­ständigkeit oder kön­nen Kinder und Unternehmen nur schw­er unter einen Hut brin­gen. Auch gilt es, die Vorteile der Selb­ständigkeit stärk­er im Bewusst­sein der Bevölkerung zu ver­ankern. Den als Unternehmerin oder Unternehmer kann man:

  • eigene Ideen umzusetzen
  • der eigene Chef sein
  • etwas Neues aufbauen
  • kreative Frei­heit besitzen
  • über die eigene (Lebens-)Zeit freier bestimmen
  • finanzielle Unab­hängigkeit aufbauen

Helen Wu bemerk­te hierzu, dass sie „Abläufe im Betrieb stan­dar­d­isieren kann, sodass ich nicht immer im Geschäft sein muss — diese Frei­heit kommt mir als Mut­ter von zwei Kindern sehr entgegen”.

Die UnternehmerInnen von morgen

Die Unternehmer von über­mor­gen waren für MMag. Thomas Pop­u­lo­rum von der HBLA Lentia ein wichtiger Punkt. Er erkan­nte im eigen­ver­ant­wortlichen Agieren der Schü­lerin­nen und Schüler den Grund­stein für die poten­tiellen Grün­dun­gen der Zukun­ft. Deshalb sollte es ein zen­trales Ziel in den Schulen sein, die Jugendlichen anzuleit­en, selb­st­ständig zu denken und das Prinzip des Unternehmer­tums stärk­er in den Schulen ver­ankert wer­den. Denn „der Unternehmergeist der Lehrer spiegelt sich im Unternehmergeist der Schüler wider. Wir brauchen ein Mod­ell, das bei­des verbindet”, so Populorum.

„Entre­prenuere schauen nicht auf das Risiko, son­dern auf die Chan­cen.” – Gerold Weisz

Dr. Gerold Weisz, MBA, antwortete auf die Frage, ob es ein Grün­dungs-Gen in manchen Men­schen gebe: „Es gibt etwas, das ich Risiko-Gen nen­nen möchte — Entre­pre­neure schauen nicht auf das Risiko, son­dern auf die Chan­cen”, so der Leit­er des  Zen­trums für Unternehmensgrün­dun­gen an der FH OÖ und des Prä-Inku­ba­tors akostart.

„Wir haben in Öster­re­ich eine Förderungskul­tur”, meit Weisz und betonte fern­er das Prob­lem des fehlen­den Risikokap­i­tals in Öster­re­ich, das ger­ade für Unternehmensgrün­dun­gen ein zen­trale Finanzierungsquelle darstellen kön­nte und forderte heimis­che Fir­men dazu auf, ihren Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­ern ver­mehrt Möglichkeit­en zu geben, um zu „Intrapre­neuren” zu wer­den, also auch inner­halb eines Betriebes unternehmerisch tätig zu sein. Der Lan­desvor­sitzende der Jun­gen Wirtschaft Oberöster­re­ich, Peter Reit­er stimmte dem zu: „Auch Angestellte müssen und dür­fen heute unternehmerisch tätig han­deln. Eigene Ideen entwick­eln und Mut zu Neuem sind ein großer Innovationsmotor.”

„Unternehmen erken­nen mehr und mehr den Wert eigen­ver­ant­wortlich­er Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er.” – Thomas Populorum

Das Faz­it der Ver­anstal­tung war ein­deutig: Das kul­turelle Umfeld, die Fre­unde und die Fam­i­lie sind grundle­gend für die „Entre­pre­neur­ship-Stim­mung”. Das Fun­da­ment für Unternehmer­tum kann bere­its in den Schulen und Hochschulen gelegt wer­den — wichtig ist es, seine eige­nen Stärken zu ent­deck­en und das zu tun, was einem Freude bere­it­et. Selb­ständigkeit ist oft her­aus­fordernd, aber auch schön, wenn man Erfolge sehen kann.

„Wir haben viel Poten­zial in Oberöster­re­ich — was wir noch brauchen ist der Spir­it!” – Peter Reiter

Der Gast­ge­ber und Unter­stützer des Abends, Gen­eraldirek­tor der VKB-Bank und  Kura­to­ri­umsmit­glied der ACADEMIA SUPERIOR, Dr. Albert Wag­n­er, zeigte sich erfreut  über die ca. 200 erschienen Gäste und betonte, dass das The­ma Grün­dergeist gut zur VKB-Bank passt, „weil wir aus zwei Prinzip­i­en han­deln: Regionale Ver­ant­wor­tung und per­sön­lich­er Kon­takt. Und ger­ade bei Grün­derin­nen und Grün­dern ist es wichtig, gut zuzuhören”.