„Frei­heit ist ein Rät­sel.“ – Diesen Satz brachte Anna Kamen­skaya im Rah­men der Diskus­sio­nen des sech­sten SURPRISE FACTORS SYMPOSIUMS ein. In zwei inten­siv­en Arbeit­sta­gen haben wir uns mit diesem Rät­sel auseinan­derge­set­zt und ver­sucht, Antworten zu find­en. Denn nach wie vor ist Frei­heit für uns alle das höch­ste Gut. Wir kämpfen darum, ob im Großen oder im Kleinen. Für uns per­sön­lich oder für die Unab­hängigkeit unseres Landes.

Frei­heit und Sicher­heit haben eine span­nungs­ge­landene Beziehung.

Genau das war der Ans­porn, die Frage „Wo begin­nt, wo endet Frei­heit?“ aus ver­schiede­nen Blick­winkeln zu betra­cht­en. Denn in den Gesprächen wurde klar: Die Frei­heit in all ihren Facetten stellt uns vor Her­aus­forderun­gen, denn wir ste­hen vor der Dis­rup­tion des Alten. Der Auflö­sung alter Denkmuster und Hand­lungsweisen. Und dieser Zusam­men­bruch stellt uns vor neue Fra­gen, auf die wir heute noch keine Antworten ken­nen. Aber wir haben uns auch heuer wieder von Per­sön­lichkeit­en mit unter­schiedlich­sten Hin­ter­grün­den inspiri­eren lassen, die uns Leitlin­ien für unsere zukün­ftige Arbeit bei ACADEMIA SUPERIOR aufgezeigt haben. Damit wir auch in Zukun­ft frei leben kön­nen, unab­hängig davon, was Frei­heit für den Einzel­nen bedeutet.

Das Selbstverständnis der Freiheit

Im Rah­men der Diskus­sio­nen wurde der Unter­schied zwis­chen inner­er und äußer­er Frei­heit ange­sprochen. Ein wesentlich­er Gedanke, wenn es darum geht, den Begriff der Frei­heit einzu­gren­zen. Denn wenn man vor allem die junge Gen­er­a­tion betra­chtet, hat es den Anschein, dass die per­sön­liche Frei­heit und Selb­stfind­ung über allem ste­ht. Ein nachvol­lziehbar­er Wun­sch, wo wir doch in ein­er Zeit leben, in der uns zum einen alle Möglichkeit­en offen ste­hen und wir zum anderen geprägt sind durch Erziehung und Stig­ma­ta oder Klis­chees unser­er Herkunft.

Frei­heit ist keine absolute Größe.

So sehen wir uns oft damit kon­fron­tiert, eher dem gerecht zu wer­den, was andere in uns sehen, als unser­er wahren Natur zu entsprechen. Das hat dazu geführt, dass Indi­vid­u­al­ität zum schein­bar höch­sten Ziel wird. Das Ich kommt vor dem Wir. Wozu sich um das große Ganze sor­gen, solange es mir gut geht? Haben wir tat­säch­lich vergessen, wie priv­i­legiert wir sind, dass es uns über­haupt möglich ist, nach dieser per­sön­lichen Ent­fal­tung zu streben? Wir leben im Über­fluss. Wir leben in Frei­heit. Doch dieses Priv­i­leg darf nicht zum Selb­stver­ständ­nis wer­den. Die Her­aus­forderung für die Zukun­ft wird es daher sein, eine Bal­ance zu find­en zwis­chen dem, was ich als Indi­vidu­um brauche, und dem, was die Gesellschaft braucht. Denn die Frei­heit des Einzel­nen endet dort, wo sie die Frei­heit eines anderen einschränkt.

Die Angst vor der Freiheit

Die ver­gan­genen Jahrzehnte haben das Wort Frei­heit neu definiert. Heute haben wir ganz neue Möglichkeit­en, die noch vor eini­gen Jahren undenkbar schienen und die es in eini­gen Län­dern auch heute noch sind. Seien es auch nur schein­bare Banal­itäten, wie etwa die Frei­heit zu reisen. Aber vor allem haben wir die Frei­heit, uns selb­st Aus­druck zu ver­lei­hen. Oder zumin­d­est haben wir die Frei­heit, unter vie­len Optio­nen zu wählen.

Doch eben diese Frei­heit, die Vielfalt an Möglichkeit­en, macht auch Angst. Und Angst macht unfrei. Und was wir aus den geführten Diskus­sio­nen mit­nehmen kön­nen, ist: Wer frei sein will, muss mutig sein. Mutig, Entschei­dun­gen zu tre­f­fen und dafür einzuste­hen. Mutig, eine Mei­n­ung zu haben und sie zu äußern. Mutig, einen Weg einzuschla­gen und nicht auf hal­ber Strecke umzukehren. „Frei­heit ist, wenn ich nichts mehr zu ver­lieren habe.“ Dieses Zitat von Janis Joplin hat uns in sämtlichen Diskus­sio­nen begleit­et und demon­stri­ert sehr gut das Span­nungs­feld zwis­chen Frei­heit und Angst. Denn um etwas Bes­timmtes zu erre­ichen, müssen wir etwas anderes aufgeben – und die Ver­ant­wor­tung dafür tragen.

Von Freiheit und Verantwortung

Wir kön­nen nur dann wirk­lich frei sein, wenn wir bere­it sind, für unser Han­deln die Ver­ant­wor­tung zu übernehmen. Das bedeutet aber auch, in bes­timmten Fällen Ver­ant­wor­tung für andere zu übernehmen, wenn sie dazu nicht mehr in der Lage sind. Oft hört man von fehlen­der poli­tis­ch­er Führung. Aber ist es tat­säch­lich die Ver­ant­wor­tung der Poli­tik, uns zu führen, oder ist es vielmehr deren Auf­gabe, Rah­menbe­din­gun­gen zu schaf­fen, unter denen wir uns frei ent­fal­ten kön­nen? Wenn wir alle wichti­gen Entschei­dun­gen nach oben delegieren, uns von der Ver­ant­wor­tung los­sagen, selb­st zu bes­tim­men, wie frei sind wir dann wirk­lich? Darum sehen wir es als zen­trale Her­aus­forderung, ein Sys­tem zu schaf­fen, in dem Ver­ant­wor­tung wieder eine Bedeu­tung bekommt. Das bedeutet aber auch, ein Sys­tem zu schaf­fen, in dem es erlaubt ist, Fehler zu machen. Denn die Angst vor Fehlern ist mit ein Grund, warum wir uns scheuen, Entschei­dun­gen zu tre­f­fen – es kön­nten auch die falschen sein.

Unternehmerische Freiheit

Ein Umdenken in der Fehlerkul­tur ist vor allem rel­e­vant, wenn wir von unternehmerisch­er Frei­heit sprechen. Wir leben nach wie vor in ein­er Kul­tur, in der uns Fehler stig­ma­tisieren, anders als in anderen Län­dern, in denen Fehler, oder wie man daraus lernt, als ein Zeichen für Entwick­lung gese­hen wer­den. Auch Unternehmern sollte ges­tat­tet sein, sich zu entwick­eln. Ein Unternehmen zu grün­den ist riskant. Kein Geschäftsmod­ell, kein aus­ge­feil­ter Busi­ness-Plan oder unternehmerisches Geschick schützt vorm Scheit­ern. Men­schen, die heute in Öster­re­ich ein Unternehmen grün­den möcht­en, wer­den durch bürokratis­che Hür­den gebremst und verun­sichert. Wir soll­ten Jun­gun­ternehmer dazu ermuntern, neue Geschäftsmod­elle zu entwer­fen und umzuset­zen, anstatt Ideen in Angst zu erstick­en. Wir müssen unternehmerische Frei­heit fördern sowie die Frei­heit, sich als Unternehmer zu entwick­eln, gewährleis­ten, auch wenn das bedeutet, Fehler zu machen. Denn die Jun­gun­ternehmer von heute schaf­fen die Arbeit­splätze von morgen.

Der Wert der Freiheit

Zwei Tage lang wurde das The­ma Frei­heit disku­tiert und die Gespräche haben min­destens so viele Fra­gen aufge­wor­fen, wie Antworten geliefert. Wie frei sind wir wirk­lich, wenn wir Angst haben, Entschei­dun­gen zu tre­f­fen? Wie frei sind wir wirk­lich, wenn das „Ich“ vor dem „Wir“ ste­ht? Wir ste­hen vor einem Par­a­dig­men­wech­sel, nach dem nichts mehr so sein wird, wie es vorher war. Und wie alles Unbekan­nte macht auch diese Zukun­ft Angst. Damit wir unsere Frei­heit nicht dieser Angst opfern, benötigt es einen Kom­pass, der uns den richti­gen Weg weist. Werte, die uns anleit­en, uns eine Rich­tung geben. Sei es Mut, Ver­ant­wor­tung, Dankbarkeit, Respekt, Ver­ständ­nis oder Demut vor dem, was wir haben. Das sind Werte, die in den kom­menden Jahren zen­trale Bedeu­tung haben und Weg­weis­er für die Entwick­lung sein wer­den,  wie wir in Zukun­ft miteinan­der in Frei­heit leben werden.