Global Shift

Wie sich die globalen Kräfteverhältnisse verändern und was das für uns bedeutet

Im Lauf der Geschichte hat es immer Ver­schiebun­gen der Kräftev­er­hält­nisse der Wel­tre­gio­nen gegeben. Über Jahrhun­derte hin­weg waren der Nahe, Mit­tlere und Ferne Osten Europa in tech­nol­o­gis­ch­er, ökonomis­ch­er und kul­tureller Hin­sicht weit überlegen.

Seit der indus­triellen Rev­o­lu­tion haben sich Europa und Nor­dameri­ka deut­lich dynamis­ch­er entwick­elt als der Rest der Welt. Das hat­te auch Entwick­lun­gen wie den mod­er­nen Par­la­men­taris­mus oder den Sozial­staat ermöglicht. Öster­re­ich hat ger­ade in der Zweit­en Repub­lik ein kon­tinuier­lich­es und hohes Wach­s­tum erlebt – man spricht vom Wirtschaftswun­der – und auch in der jün­geren Ver­gan­gen­heit haben uns Entwick­lun­gen wie der EU-Beitritt Öster­re­ichs oder die Ostöff­nung mas­siv geholfen.

Seit den 1980er Jahren ist die Welt deut­lich im Umbruch. Die Pro­duk­tion wurde immer inter­na­tionaler, die Trans­portkosten sind mas­siv gesunken und das Ende des Kalten Krieges hat eine Phase rel­a­tiv hoher welt­poli­tis­ch­er Sta­bil­ität ein­geläutet. Diese und andere Entwick­lun­gen haben dazu geführt, dass die Weltwirtschaft enorm in Bewe­gung gekom­men ist. Die Summe dieser Entwick­lun­gen wird mit dem Begriff „Glob­al Shift“ bezeichnet.

Global Shift

Die Prog­nosen von renom­mierten Insti­tu­tio­nen wie OECD, UNO, Welt­bank etc. sagen unisono voraus, dass sich diese Entwick­lun­gen in den näch­sten Jahren fort­set­zen und vielle­icht auch noch ver­stärken werden:

  • Höheres Wach­s­tum in Schwellen­län­dern höher als in Indus­tri­es­taat­en – ger­ade Europa wird auf abse­hbare Zeit mit niedri­gen Wach­s­tum­srat­en kon­fron­tiert sein. Dadurch wird sich das welt­poli­tis­che Gewicht weit­er in Rich­tung der Schwellen­län­der verlagern.
  • Es wer­den neue Play­er und Welt­mark­t­führer auf den Plan treten, die zunehmend auch den Markt bes­tim­men wer­den. Das Beratung­sun­ternehmen A.T. sieht 7 Natio­nen, die im Jahr 2020 maßge­blich den Ton angeben wer­den. Die als „2020-sev­en growth economies“ beze­ich­neten Staat­en sind Chi­na, Malaysia, Chile, Polen, Peru, Mexiko und die Philippinen.
  • Schwellen­län­der wer­den Tech­nolo­gieführer. Chi­na ist hat 2009 Europa hin­sichtlich der F&E‑Investitionen über­holt und liegt nun auf Platz 2 hin­ter den USA, die sie voraus­sichtlich auch bald übertr­e­f­fen wer­den. Korea, Chi­na, Tai­wan, Japan und Finn­land sind derzeit die Top-5-Natio­nen in Hin­blick auf die Forschung im IKT-Bere­ich – ein Seg­ment, das in Zukun­ft zweifel­sohne an Bedeu­tung gewin­nen wird.
  • Bevölkerungswach­s­tum geht zurück, aber die Welt­bevölkerung wächst weit­er. Europa hat seit langem einen Rück­gang der natür­lichen Bevölkerung (mehr Ster­be­fälle als Geburten) und wird damit im Durch­schnitt immer älter. Im Jahr 2030 wird der durch­schnit­tliche Europäer 5 Jahre älter als der durch­schnit­tliche Amerikan­er, 10 Jahre älter als der durch­schnit­tliche Asi­ate und über 20 Jahre älter als der durch­schnit­tliche Afrikan­er sein.
  • Mul­ti­po­lare welt­poli­tis­che Ord­nung entste­ht. Die Welt wird nicht nur wirtschaftlich, son­dern auch poli­tisch mul­ti­po­lar­er und volatil­er wer­den. Schwellen­län­der wer­den auf­grund ihrer ökonomis­chen Größe und Bevölkerungsan­zahl stärk­er auf welt­poli­tis­che Ord­nun­gen Ein­fluss nehmen. Auch die Macht von nicht-staatlichen Organ­i­sa­tio­nen wie Konz­er­nen wird zunehmen.

Auswirkungen auf Oberösterreich

Durch den Glob­al Shift steigt der Wet­tbe­werb der Pro­duk­tion­s­stan­dorte und die nötige Inter­na­tion­al­isierung des Stan­dortes; ver­stärken sich die tech­nol­o­gis­chen Umbrüche in bish­eri­gen indus­triellen Stärke­feldern Oberöster­re­ichs; Forschung und Inno­va­tion find­en zunehmend am gesamten Globus statt und das „glob­al race for tal­ents” wird an Bedeu­tung gewin­nen. Aber: die Chan­cen für alle steigen.

Handlungslinien und Maßnahmenvorschläge

Auch eine ver­hält­nis­mäßig kleine Region wie OÖ kann bei glob­alen Entwick­lun­gen dabei sein anstatt nur zuzuse­hen. Dazu braucht es:

Bewusst­seins­bil­dung, Sen­si­bil­isierung und Wis­sensauf­bau für inter­na­tionale Entwicklungen

  • „Tren­dradar“ mit Fokus auf aktuelle glob­ale Entwick­lun­gen und die möglichen Auswirkun­gen auf Oberösterreich
  • „Risk Check“ bei strate­gis­chen Entschei­dun­gen und poli­tis­chen Entschei­dun­gen anhand eines „Risk Management“-Tools zur Darstel­lung der langfristi­gen Auswirkung von Entschei­dun­gen auf Oberöster­re­ich im glob­alen Wet­tbe­werb (Zukun­ftsszenar­ien)
  • Regelmäßiger Aus­tausch mit inter­na­tionalen Exper­tin­nen und Experten zum „Glob­al Shift“ für definierte Zielgruppen
  • Kom­pe­tenz­bil­dung­spro­gramme mit Fokus auf aus­gewählte Schwellen­län­der und/oder Zukunftsbranchen

Aus­bau der glob­alen Wet­tbe­werb­s­fähigkeit am Standort

  • Proak­tive und strate­gis­che Nutzung der Chan­cen der Dig­i­tal­isierung als „Tor zur ganzen Welt“ durch Entwick­lung und kon­se­quente Umset­zung ein­er „Glob­al IT-Agen­da for Upper Austria“
  • Entwick­lung eines „Born Globals“-Programms für oberöster­re­ichis­che Star­tups und Jun­gun­ternehmen mit hohem Internationalisierungspotenzial
  • Aktive Förderung von Unternehmensgrün­dun­gen durch bzw. unter Mitwirkung von Per­so­n­en mit Migra­tionsh­in­ter­grund, insb. solchen aus Emerg­ing Markets
  • Aus­bau der Verkehrsan­bindun­gen zu inter­na­tionalen Hubs im Per­so­n­en- und Güterverkehr

Gezielte Fokussierung von Zukun­ft­stech­nolo­gien und Wachstumsmärkte

  • Kon­se­quente Schw­er­punk­t­set­zung in der Bildungs‑, Forschungs- und Inno­va­tion­spoli­tik auf Kernkompetenzen
  • Unter­stützung von cross-sek­toralen Inno­va­tio­nen durch intel­li­gente Ver­net­zung der Com­mu­ni­ties und externe Koop­er­a­tionsan­reize (z.B. IT und Gesund­heit, Lebens­mit­tel und Mecha­tron­ik etc.)
  • Trend­screen­ing zur frühzeit­i­gen Iden­ti­fika­tion und Adap­tion von tech­nol­o­gis­chen Inno­va­tio­nen, Anbindung an die glob­alen „Hot Spots“ der Tech­nolo­gieen­twick­lung – Nutzung von „First mover advan­tages“ (z.B. Sil­i­con Valley)
  • Ver­mit­tlung von Zukun­ft­skom­pe­ten­zen – „Soft Skills“ für Inno­va­tion und „Inter­cul­tur­al Skills“

Posi­tion­ierung des Forschungs- und Inno­va­tion­s­stan­dort in der glob­alen Welt und Bil­dung strate­gis­ch­er Allianzen

  • Kon­se­quente Schw­er­punk­t­set­zung in der Forschungs- und Inno­va­tion­spoli­tik und Bil­dung von kri­tis­chen Massen im inter­na­tionalen Ver­gle­ich unter Erschließung aller öffentlichen und pri­vat­en Ressourcen
  • Mobil­isierung von pri­vatem Kap­i­tal für Forschung­sein­rich­tun­gen unter Berück­sich­ti­gung eines mon­etären oder ideellen return on investment
  • Anziehung von inter­na­tionalen „Leucht­tür­men“ in der Forschung
  • Forcierung außereu­ropäis­ch­er Forschungsko­op­er­a­tio­nen von oö. Unternehmen und Forschung­sein­rich­tun­gen, bspw. „Anbah­nungs­fi­nanzierung“ für inter­na­tionale Projekte

Attrak­tivierung der Region für inter­na­tionale Fach- und Spitzenkräfte

  • „Brain Gain“-Strategie für Oberöster­re­ich zur Anziehung hochqual­i­fiziert­er Personen
  • Rasche Umset­zung eines englis­chsprachi­gen, durchgängi­gen, Bil­dungsange­botes – zumin­d­est in Linz, Wels, Steyr und Braunau/Ried im Innkreis – als Basisan­forderung, um inter­na­tionale Hochqual­i­fizierte und deren Fam­i­lie für die Nieder­las­sung in Oberöster­re­ich gewin­nen zu können
  • Ver­ankerung von Englisch als „zweite All­t­agssprache“ (Behör­den, Geschäfte, Lokale, etc.) und kon­se­quente englisch- und deutschsprachige Beschrif­tun­gen im öffentlichen Verkehrssys­tem (Bus, Straßen­bahn, Zug), zumin­d­est in Ballungsräumen
  • Ver­mit­tlung von Wis­sen über außereu­ropäis­che Kul­turen im Rah­men der Schul- und Hochschulbildung

Stärkung der inter­na­tionalen Ver­net­zung der Wirtschaft

  • Glob­ale Wertschöp­fungs­ket­ten („Glob­al Val­ue Chains“) stärken, Zugang zu neuen Tech­nolo­gien schaf­fen, bspw. durch Unter­stützung von strate­gis­chen Nieder­las­sun­gen von oberöster­re­ichis­chen Unternehmen in Tech­nolo­gie-Hubs in Schwellen­län­dern mit hoher Technologiekompetenz
  • Aktivierung von Fir­men mit Nieder­las­sun­gen und Expor­tak­tiv­itäten in Schwellen­län­dern als „Botschafter Oberöster­re­ichs vor Ort“ („Türöffn­er-Funk­tion“)
  • Strate­gie zur Forcierung des Exports von wis­sens­basierten Dien­stleis­tun­gen bzw. von „Seilschaften“ aus wis­sens­basierten Dien­stleis­tern und pro­duzieren­den Unternehmen

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