Innovation beschleunigen – Output generieren

Wenn wir in Zukun­ft ein Inno­va­tion Leader sein wollen, dann müssen wir vor allem schneller wer­den, erk­lärt Markus Manz, Geschäfts­führer des High­tech Inku­ba­tors tech2b. Alle nöti­gen För­der­maß­nah­men dafür gibt es schon, sie müssen aber noch bess­er abges­timmt und ser­vice­ori­en­tiert­er wer­den und es muss mehr Out­put-Ori­en­tierung in der Forschung entstehen.

Vom Innovation Follower zum Innovation Leader?

Oberöster­re­ich und Öster­re­ich wür­den gerne zu noch inno­v­a­tiv­eren Wirtschafts­stan­dorten wer­den und von der Staaten­gruppe der „Inno­va­tion Fol­low­er“ zur Gruppe der „Inno­va­tion Leader“ auf­steigen. So das erk­lärte Ziel der Poli­tik (siehe z.B. die FTI-Strate­gie der Bun­desregierung). De-fac­to fällt Öster­re­ich jedoch, im Ver­gle­ich zu den anderen EU-Staat­en, in den let­zten Jahren immer weit­er zurück.

EU Member States’ Innovation Performance 2011, 2014, 2015. Quelle: Innovation Union Scoreboards 2011-2015.
EU Mem­ber States’ Inno­va­tion Per­for­mance 2011, 2014, 2015. Quelle: Inno­va­tion Union Score­boards 2011–2015.

Dass das Gener­ieren von Inno­va­tio­nen nichts mit der Größe eines Stan­dortes zu tun hat, zeigen Top-Inno­va­toren wie Schwe­den, Däne­mark oder Finn­land vor. Und auch Israel, eine der glob­alen Inno­va­tions-Hochbur­gen, ist bezüglich der Bevölkerungs­größe mit Öster­re­ich vergleichbar.

Wir könnten, wenn wir nur wollten

Was sind also die wesentlichen Gründe dafür, dass Öster­re­ich (und Oberöster­re­ich) rel­a­tiv gese­hen zurück­fall­en? Fehlende Förderun­gen? Zu wenig Geld? Schlechte Inge­nieure und Uni­ver­sitäten? Die Antwort lautet: Nein.

Prinzip­iell ist die Land­schaft zur Inno­va­tions- und Forschungs­förderung im Land gut aufgestellt und alles Nötige vorhan­den (oft auch dop­pelt, aber dazu später). Fehlen­des Kap­i­tal wird manch­mal bemän­gelt, aber in Wirk­lichkeit ist das nicht der Schlüs­sel zum Erfolg. Und Öster­re­ichs Tech­nikerin­nen und Tech­niker sowie die Forschung an unseren Hochschulen sind absolute Weltklasse.

Die drei wesentlichen Ansatzpunk­te, um das Inno­va­tion­ssys­tem in Öster­re­ich zu opti­mieren, lauten:

  • Stärkere Out­put-Ori­en­tierung in der Forschung
  • Höhere (Innovations-)Geschwindigkeit in den Unternehmen
  • Noch mehr Ser­vice-Ori­en­tierung in der Innovationsförderungs-Landschaft

Output-Orientierung in die Köpfe der Forscherinnen und Forscher bringen

Forschung an den Uni­ver­sitäten um der Forschung willen klingt schön. Aber wenn Wis­senschafter und Wis­senschaf­terin­nen nicht sagen kön­nen, bzw. nicht darüber nach­denken wollen, wozu ihre Forschung lang‑, mit­tel- oder kurzfristig gut sein kön­nte, dann ist sie weit­ge­hend Selb­stzweck und viel zu oft ohne Bedeu­tung für uns. Inno­v­a­tive Ideen gehen zu oft ver­loren, weil sich die Wis­senschaft nicht darüber Gedanken machen will, wie sie ihre Ideen außer­halb ihrer Zirkel weit­ergeben kön­nte und wie ihre Forschung das Leben von Men­schen konkret verbessern könnte.

Die Forschung an Öster­re­ichs Hochschulen gehört dur­chaus zur Weltk­lasse, aber an ein­er Umset­zung der Forschungsergeb­nisse in neue „Pro­duk­te“ man­gelt es. Dabei wer­den nur Ideen, die auch umge­set­zt wer­den, zu ein­er Inno­va­tion. Und Inno­va­tio­nen kom­men bei uns nur bei den Men­schen an, wenn sie auf dem Markt real­isiert wer­den. Der höhere uni­ver­sitäre Unternehmensgrün­dungs-Out­put in den Inno­va­tion Leader-Län­dern zeigt, dass die Out­put-Ori­en­tierung der Wis­senschaft und der Studieren­den zen­tral für das Vorantreiben von Inno­va­tion ist.

Geschwindigkeit in die Köpfe der Managerinnen und Manager bringen

Forschung und Entwick­lung find­et vor allem auch in bere­its beste­hen­den Unternehmen statt. Öster­re­ichs Unternehmen sind oft Hid­den Cham­pi­ons – also Welt­mark­führer in ihrem Bere­ich, auch wenn manche weniger bekan­nt sind. Aber da hört es lei­der zu oft auf. Es wird geforscht. Viel geforscht und viel Geld aus­gegeben. Aber man bleibt üblicher­weise im eige­nen Kerngeschäft und arbeit­et konzen­tri­ert an der langsamen und kon­tinuier­lichen (inkre­mentellen) Weit­er­en­twick­lung der Prozesse und Produkte.

Die glob­al ver­net­zte Wirtschaft innoviert aber immer schneller und schneller. Wer zu langsam ist, wird bald von anderen abgelöst. Schnelle Inno­va­tion bedeutet heute oft auch radikale Inno­va­tion –eine Inno­va­tion, die grundle­gend anders ist als bish­er Dagewe­senes – die neue Wege aufzeigt und Möglichkeit­en bietet.

Aber eines ist beina­he sich­er: radikale Inno­va­tio­nen entste­hen sehr sel­ten im inter­nen Entwick­lung­sprozess bere­its beste­hen­der Unternehmen. Es braucht Freiraum und daher fast immer eine neue Entität, um eine radikal neue Idee zu realisieren.

Die Wirtschaft in vie­len Län­dern hat dies auch erkan­nt. Cor­po­rate-Spin-Offs lautet hier das Schlag­wort. Hier­bei stat­ten etablierte Unternehmen neue Ideen, die im Unternehmen ent­standen sind und nicht zum Kerngeschäft gehören, mit Kap­i­tal aus und pflanzen so einen Samen, aus dem vielle­icht die näch­ste große Inno­va­tion entsteht.

Auf diese Weise entste­hen neuerd­ings viele Inno­va­tio­nen in USA, Skan­di­navien oder Israel. In den Köpfen der heimis­chen Unternehmensführerin­nen und ‑führer ist diese Möglichkeit aber noch kaum verankert.

Service-Orientierung in die Köpfe der Fördererinnen und Förderer bringen

Die dritte Säule, die für unseren Weg zum Inno­va­tion Leader von grundle­gen­der Bedeu­tung sein wird, liegt in der besseren Auf­stel­lung und Ser­vice-Ori­en­tierung der insti­tu­tionellen Play­er in der Unternehmens- und Innovationsförderungslandschaft.

Die einzel­nen Stellen müssen inno­va­tions­ket­tenori­en­tiert und trans­par­ent aufgestellt wer­den. Nur so wird gewährleis­tet, dass alle Unternehmerin­nen und Unternehmer sowie Grün­derin­nen und Grün­der – egal in welchem Sta­di­um des Inno­va­tion­sprozess­es sie sich ger­ade befind­en – wis­sen, an welche Stelle sie sich wen­den kön­nen, um die richtige Unter­stützung zu erhalten.

Ide­al wäre hier ein „One-face-to-the-cus­tomer-Prinzip“, also eine Anlauf­stelle, die jeden rasch an die richtige näch­ste Stelle weit­er­ver­mit­telt. Denn derzeit braucht man noch zu lange um an die rel­e­van­ten Infor­ma­tio­nen zu kommen.

Hierzu braucht es vor allem auch eines: den poli­tis­chen Willen, um die Struk­turen sys­temisch zu betra­cht­en und Dop­pel­struk­turen zu bere­ini­gen. Auch Stellen, die schon seit Jahren beste­hen aber ihren ursprünglichen Sinn bere­its ver­loren haben, müssten iden­ti­fiziert und ihnen neue Auf­gaben zugeteilt werden.

Wenn nichts geschieht, fallen wir weiter zurück

Eines wird in eini­gen Jahren viele Leute über­raschen: wenn wir nicht bald die drei Punk­te Geschwindigkeit, Out­put- und Ser­vice-Ori­en­tierung ange­hen, wer­den wir in den Inno­va­tions-Rank­ings noch stärk­er und noch schneller zurück­fall­en als viele es sich heute vorstellen können.

Zur Person

Mag. Markus Manz ist Geschäfts­führer des oberöster­re­ichis­chen High­tech-Inku­ba­tors tech2b. Nach ein­er Tätigkeit im Inno­va­tion­s­man­age­ment in einem Unternehmen wech­selte er im Jahr 2006 in den Inno­va­tions­bere­ich des Lan­des OÖ. Zunächst war er in der CATT Inno­va­tion Man­age­ment GmbH und zwis­chen 2010 und 2013 als Leit­er des Umwelt­tech­nik-Clus­ters OÖ und des Net­zw­erks Ressourcen- und Energieef­fizienz tätig. Außer­dem ist er Lek­tor an mehreren Fach­hochschulen im Bere­ich Wissensmanagement.

Er ist ein­er der Experten, die im Rah­men von Zukun­ft 5.0 ihre Ideen ein­brin­gen und die Zukun­ft mitgestalten.

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