Wie kann Oberösterreich internationale Studierende und Fachkräfte anziehen und halten?

Immer mehr Studierende und Fachkräfte aus aller Welt fol­gen dem guten Ruf heimis­ch­er Hochschulen und Arbeit­ge­ber und kom­men nach Oberöster­re­ich. Doch die meis­ten von ihnen ver­lassen es wieder nach dem Ende ihrer Aus­bil­dung oder nach weni­gen Jahren im Job. Die Wirtschaft ver­liert dadurch viele der drin­gend benötigten Spezial­istin­nen und Spezialisten.

Warum ist das so und was kön­nte dage­gen getan wer­den? Diese Frage stell­ten Acad­e­mia Supe­ri­or und die Ver­net­zungsplat­tform Inter­na­tion­al Grad­u­ates Club Linz an junge Studierende, Absol­ven­ten, Fachkräfte und VertreterIn­nen oberöster­re­ichis­ch­er Ein­rich­tun­gen. In einem Work­shop wur­den Lösun­gen für das Phänomen, dass Oberöster­re­ich inter­na­tionale Fachkräfte sel­ten nach­haltig binden kann, gesucht.

Soziale Kontakte sind der Schlüssel

Die wichtig­ste Erken­nt­nis: es braucht bessere Struk­turen, die es den jun­gen Leuten erle­ichtern, in Oberöster­re­ich soziale Kon­tak­te zu knüpfen. Nur so wird eine dauer­hafte Nieder­las­sung in der Region zu ein­er echt­en Option, denn nur so gelingt es, Fre­unde zu find­en, sich in die Gesellschaft voll zu inte­gri­eren oder eine Fam­i­lie zu grün­den. „Die Leute hier sind zwar fre­undlich, aber auch sehr reserviert gegenüber Frem­den. Da find­et man schw­er neue Fre­unde“, drück­te es ein Lateinamerikan­er, der an der JKU seinen Mas­ter in Infor­matik macht, aus. Auch er über­legt, nach sein­er Aus­bil­dung wieder in sein Heimat­land zurückzukehren.

Plus- und Minuspunkte des Standorts

Sprach­bar­ri­eren und wenige englis­chsprachige Informations‑, Kurs- und son­stige Ange­bote oberöster­re­ichis­ch­er Insti­tu­tio­nen – von der Ver­wal­tung über die Kam­mern bis hin zu Medi­en – wur­den eben­falls als große Hemm­nisse für eine dauer­hafte Nieder­las­sung im Land genan­nt. Auch die im inter­na­tionalen Ver­gle­ich kurzen Ladenöff­nungszeit­en emp­fan­den viele Neuankömm­linge als „Kul­turschock“.

Pos­i­tiv bew­erteten die jun­gen Inter­na­tionalen vor allem die hohe Leben­squal­ität, das gute Gesund­heitswe­sen, die erstk­las­si­gen Aus­bil­dungsmöglichkeit­en, den gut aus­ge­baut­en öffentlichen Verkehr und die Fre­undlichkeit der Einheimischen.

Konkrete Maßnahmen

Was die jun­gen Men­schen für ein inter­na­tionaleres Oberöster­re­ich empfehlen, sind vor allem mehr Möglichkeit­en, bei denen Inter­na­tionale und Ein­heimis­che zusam­menkom­men und sich aus­tauschen. Dazu gehört auch das stärkere Pub­lik­machen von Online-Plat­tfor­men wie Bud­dyMepangea.atInter­Na­tions und KAMA, über die Neuank­om­mende Kon­tak­te knüpfen und gemein­sam mit Ein­heimis­chen Unternehmungen pla­nen können.

Was sie sich wün­schen wür­den, sind mehr geförderte Deutschkurse, die auch den lokalen Dialekt berück­sichti­gen, mehr englis­chsprachige Infor­ma­tion­sange­bote auf allen Ebe­nen, englis­chsprachige Unter­ti­tel in den Infor­ma­tion­ssendun­gen im Fernse­hen, die Möglichkeit, im städtis­chen öffentlichen Verkehr Fahrräder außer­halb der Stoßzeit­en in Straßen­bahn und Bus mit­nehmen zu kön­nen sowie die Ein­rich­tung eines inter­na­tionalen Fes­ti­vals, das von in Oberöster­re­ich leben­den inter­na­tionalen Men­schen kün­st­lerisch, kuli­nar­isch und kul­turell bespielt wird.

Und dafür sind sie auch bere­it, sich selb­st einzubrin­gen und daran mitzuar­beit­en. Denn die aus 13 Natio­nen stam­menden 25 Teil­nehmerin­nen und Teil­nehmer des Arbeit­str­e­ffes aus Branchen von IT bis Kun­st und Kul­tur ver­ste­hen sich als Drehscheibe, um über Plat­tfor­men wie den Inter­na­tion­al Grad­u­ates Club Linz noch mehr gelebte Inter­na­tion­al­ität nach Oberöster­re­ich zu bringen.

Ihre Empfehlun­gen stießen bei den anwe­senden Vertreterin­nen des Lan­des – vom Regional­man­age­ment Oberöster­re­ich über das Net­zw­erk Human­res­sourcen bis hin zum Lan­desprä­sid­i­um – auf offene Ohren. Die detail­lierten Ergeb­nisse find­en Sie im schriftlichen Bericht „Oberöster­re­ich inter­na­tionaler machen! Empfehlun­gen zur Attrak­tivierung des Stan­dortes für inter­na­tionale Fachkräfte”. Erste weit­er­führende Gespräche – etwa mit dem ORF OÖ zur Kosten­frage von englis­chsprachi­gen Unter­titelun­gen – haben bere­its stattgefunden.