„Insti­tu­tio­nen und Organ­i­sa­tio­nen höhlen sich derzeit in Öster­re­ich durch das Besitz­s­tands­denken sel­ber aus”, meint der aus Ameri­ka kom­mende Geschichtswis­senschaftler Mitchell Ash. Er arbeit­et ger­ade u.a. an ein­er Studie, die das Ver­hält­nis von wis­senschaftlichen und poli­tis­chen Wan­del bei Regimewech­sel unter­sucht. „Wis­senschaftswan­del in poli­tis­chen Umbruch­szeit­en” ist der Fokus. Damit zusam­men hängt seine gegen­wär­tige Beschäf­ti­gung mit dem grundle­gen­den Wan­del der heuti­gen Uni­ver­sitäten und der Zukun­ft der uni­ver­sitären Lehre. Eine Kern­frage der uni­ver­sitären Weit­er­en­twick­lung lautet derzeit: „Was ist und was soll der  Bach­e­lor?” Anhand der Klärung dieser Frage kön­nten viele weit­ere Fra­gen in und rund um die Unis abgek­lärt werden.

Ein konsequenter Gedanke braucht Konsequenz in der Umsetzung

„Über­rascht hat mich in let­zter Zeit, dass die Frage der Nach­haltigkeit des Wohlfahrtsstaates nicht mit der notwendi­gen Offen­heit und Gründlichkeit disku­tiert wird, die sie ver­di­ent”, meint Ash im Hof des Schoten­s­tiftes auf die Frage nach den Sur­prise­Fac­tors. Griechen­land ist für ihn ein Extrem- aber keineswegs ein Son­der­fall dieses fun­da­men­tal­en Prob­lems . Er sieht eine „Angst vor der eige­nen Courage” bei den Entschei­dungsträgern und Poli­tik­ern. „Wenn ein kon­se­quenter Gedanke gefasst wird, der mit überkomme­nen Gewis­sheit­en bricht, dann sollte man auch kon­se­quent in der Umset­zung bleiben”, meint Ash, der als Beispiel die lei­di­ge Diskus­sion um die Stu­di­enge­bühren nen­nt. Eng damit zusam­men­hän­gend hält er fest: Wenn ein Sys­temwech­sel wie der­jenige hin zur Autonomie der Unis vol­l­zo­gen wird, dann muss auch das kon­se­quent vol­l­zo­gen wer­den. „In diesem Fall muss man den Unis die Hände wirk­lich frei lassen, wie sie mit­tels ein­er Mis­ch­fi­nanzierung, die den Namen ver­di­ent, zu echter Hand­lungs­frei­heit kom­men kön­nen”, fordert Ash. Er denkt dabei unter anderem auch, wenn auch nicht nur an Stu­di­enge­bühren mit sozialer Abfederung.

Ein Stück gesellschaftliche Verantwortung

Auf die Frage — Warum im AS Beirat? — meint Ash. „Als mich die Anfrage erre­ichte, fühlte ich mich geehrt. Ich sehe das als Teil der gesellschaftlichen Ver­ant­wor­tung, die jed­er Bürg­er hat.” Ash betont die Wichtigkeit eines inter­diszi­plinären und parteiüber­greifend­en Arbeit­ens sowie die Wichtigkeit des „offe­nen Gespräch­es” ohne Tabus und — mit Blick auf das Grundthe­ma der Nach­haltigkeit des Wohlfahrtsstaates — das „Eingeständ­nis aller Beteiligten”, dass hier Fehler gemacht wor­den sind, und zwar von allen Seit­en. Auf dieser Grund­lage sieht er neue Möglichkeit­en für eine neue gemein­same „Ver­ant­wor­tung­shal­tung in der Poli­tik wie auch in der Gesellschaft”.