Neue Inno­va­tion­sstrate­gien und Tech­nolo­gien wie Kün­stliche Intel­li­genz, waren The­ma des Experten-Talks mit dem US-Inno­va­tions-Experten Bur­ton Lee.

„Der glob­ale Wirtschaftswet­tbe­werb wird über die Inno­va­tions­fähigkeit der Stan­dorte entsch­ieden.“ Mit dieser Aus­sage brachte Obmann LH-Stv. Dr. Michael Strugl die Her­aus­forderung vor der Oberöster­re­ich ste­ht, auf den Punkt: Will man Wach­s­tum und Wohl­stand erhal­ten, muss die Fähigkeit der heimis­chen Wirtschaft und Forschung, Neues zu entwick­eln und mark­treif zu machen, vor­angetrieben wer­den. Zur Diskus­sion darüber, wie dies gelin­gen kann, lud ACADEMIA SUPERIOR hochkarätige Exper­tin­nen und Experten in das VKB-Forum in Linz.

Universitäten müssen zum Kern des Wachstums werden

Der US-amerikanis­che Inno­va­tions-Fach­mann Bur­ton Lee von der Stan­ford Uni­ver­si­ty berät Oberöster­re­ich bei der Entwick­lung ein­er Strate­gie für Kün­stliche Intel­li­genz. Mit einem kri­tis­chen Blick von außen zeigte er wesentliche Unter­schiede zwis­chen den Inno­va­tion­ssys­te­men in Europa und dem berühmten Sil­i­con Val­ley in Kali­fornien auf. Er sprach unter anderem über die unter­schiedliche Fehlerkul­tur und die weit­ere US-amerikanis­che Def­i­n­i­tion von Com­put­er Sci­ence als zwei der Grund­la­gen für den Erfolg Amerikas.

Als den wichtig­sten Fak­tor für die höhere Inno­va­tions­fähigkeit Kali­forniens betra­chtete er allerd­ings die andere Posi­tion­ierung der Hochschulen im Wirtschaftssys­tem. Im US-Mod­ell ste­hen die Uni­ver­sitäten im Zen­trum des wirtschaftlichen Wach­s­tums. Die Hochschulen ver­ste­hen sich nicht nur als Forschungsanstal­ten, son­dern befähi­gen ihre Studieren­den und Pro­fes­soren dazu, neue Ideen umzuset­zen und Unternehmen zu grün­den. Mit Erfolg, wie das Beispiel Stan­ford zeigt: seit der Grün­dung der Uni­ver­sität wur­den von aktiv­en Studieren­den und Pro­fes­soren bere­its über 40.000 Unternehmen gegrün­det. Obwohl natür­lich nicht alle über­lebten, befind­en sich darunter auch Namen wie Google, HP oder CISCO, die weltweit neue Arbeit­splätze schaf­fen und heute zu den größten Akteuren der Dig­i­tal­isierung zählen.

„It’s not all about research.” – Bur­ton Lee

In Europa schaut so eine Bilanz ganz anders aus und rührt laut Lee daher, dass die Rel­e­vanz von Hochschulen für das Wirtschaftswach­s­tum zu ger­ing bew­ertet werde. Dementsprechend wird zu wenig Wert auf eine unternehmerische Aus­bil­dung oder Tätigkeit der Studieren­den und Pro­fes­soren gelegt. „Unternehmer­tum und Entre­pre­neur­ship gehört in alle Stu­di­en­pläne hinein, nicht nur in die der der Busi­ness-Schools“, so Lee, der weltweit Insti­tu­tio­nen zum The­ma Inno­va­tion berät.

In ein­er auf die Keynote von Lee fol­gen­den Podi­ums­diskus­sion wur­den Inno­va­tion­skraft und Inno­va­tion­skul­tur kon­tro­vers beleuchtet und Empfehlun­gen für den heimis­chen Stan­dort erörtert.

Über die Grenzen denken, Netzwerke aufbauen und lebenslanges Lernen

Die im Sil­i­con Val­ley aufgewach­sene und bei CISCO Sys­tems für den Bere­ich Co-Inno­va­tion zuständi­ge Julia Eschel­beck BSc, sah vor allem in der Förderung eines Über-die-Gren­zen-Denkens eine Möglichkeit, die Inno­va­tion­skraft zu stärken. „Etablierte Unternehmen, die aus ihren Struk­turen hin­aus­ge­hen und mit Start-Ups in Part­ner­pro­jek­ten kooperieren, befeuern ihre eigene Inno­va­tions­fähigkeit. Aber diese Hor­i­zon­ter­weiterung muss bere­its in den Schulen in den Köpfen der Leute ver­ankert wer­den“, meinte sie.

Wir müssen unser Inno­va­tion­ssys­tem so weit­er­en­twick­eln, dass es zu unser­er Iden­tität passt. – Matthias Fink

Univ.-Prof. Dr. Matthias Fink vom Insti­tut für Inno­va­tion­s­man­age­ment der Johannes Kepler Uni­ver­sität Linz betonte, dass alle in einem Inno­va­tion­ssys­tem agieren­den Per­so­n­en für dessen Erfolg wichtig seien. Nur in einem Net­zw­erk wer­den Inno­va­tio­nen vor­angetrieben, deshalb kommt den ver­traut­en Beziehun­gen zwis­chen den Men­schen eine Schlüs­sel­rolle im Inno­va­tion­sprozess zu. „Es reicht nicht aus, nur das Sil­i­con Val­ley zu kopieren. Wir müssen unser Inno­va­tion­ssys­tem so weit­er­en­twick­eln, dass es zu unser­er Iden­tität passt“, so Fink weit­er. Er ver­wies dabei auf die großen Prob­leme osteu­ropäis­ch­er Staat­en, die nach der kom­mu­nis­tis­chen Ära ver­sucht­en, das US-Unternehmer­tum und Wirtschaftsmod­ell ein­fach zu übernehmen und damit weit­ge­hend scheiterten.

Ein weit­er­er Bere­ich, der laut dem JKU-Experten in Öster­re­ich noch verbessert wer­den muss, bet­rifft den Bere­ich lebenslanges Ler­nen. „Es muss sich etablieren, dass man auch in einem Unternehmen immer weit­er­ler­nen muss. Man darf ein­fach nicht ste­hen bleiben. Auch als Sechzigjähriger nicht“, zeigte sich Fink überzeugt.

Vertrauen sichern und Datenschutz

Ing. Mag. Johann Čas vom Insti­tut für Tech­nikfol­gen­ab­schätzung der Öster­re­ichis­chen Akademie der Wis­senschaft sah die größte aktuelle Her­aus­forderung, vor der die heimis­che Poli­tik ste­ht, darin, das Ver­trauen der Men­schen in die großen Vorteile der neuen Tech­nolo­gien und vor allem der kün­stlichen Intel­li­genz zu stärken.

„Angesicht der bevorste­hen­den Umwälzun­gen durch Robotik und kün­stliche Intel­li­genz wird es Gewin­ner und Ver­lier­er am Arbeits­markt geben. Die Poli­tik muss daher das Ver­trauen stärken, dass trotz­dem alle von den neuen Tech­nolo­gien prof­i­tieren wer­den“, so Čas und wies auch kri­tisch auf ein Para­dox­on hin: „Wenn die kün­stliche Intel­li­genz wirk­lich das hält, was sie ver­spricht, wer­den irgend­wann die Pro­gram­mier­er erst recht wieder nicht gebraucht werden.“

Gen­eraldirek­tor Mag. Christoph Wurm von der VKB-Bank sah Inno­va­tion und Weit­er­en­twick­lung zwar ohne Alter­na­tive, jedoch kommt für ihn dem Ver­trauen eine zen­trale Posi­tion, ger­ade in Finanzgeschäften, zu. „Ver­trauen kann man nur mit nach­halti­gen Mod­ellen auf­bauen und da gehört etwa Daten­schutz beson­ders beachtet. Das aktuelle Bedürf­nis, Dat­en zu nützen und gle­ichzeit­ig Dat­en zu schützen, erzeugt ein Span­nungs­feld, das gelöst wer­den muss“, so Wurm.

Kulturwandel und eigene Stärken erkennen

Dr. Bur­ton Lee MBA, von der Engi­neer­ing School der Stan­ford Uni­ver­si­ty betonte, dass es einen Wan­del in der Ein­stel­lung zu neuen dig­i­tal­en Tech­nolo­gien in Europa brauche. „Dat­en sind der neue Sauer­stoff und Soft­ware das Rück­grat von allem. Das muss endlich akzep­tiert wer­den“, zeigte er sich überzeugt. „Viele Leute hier sagen: Dig­i­tal­isierung ist keine Kom­pe­tenz von uns. Gehört nicht zu unser­er Iden­tität. Aber Run­tas­tic ist doch zum Beispiel in Oberöster­re­ich ent­standen. Das beweist doch die Kom­pe­tenz die hier weit­ge­hend brach liegt“, so Lee und fügte noch hinzu: „Erken­nt eure Stärken und Ihr werdet noch stärk­er werden.“

Kreative Digitalkompetenz mit Produktionskompetenz verbinden

Michael Strugl sah einen der Schw­er­punk­te für die Weit­er­en­twick­lung Oberöster­re­ichs darin, das in Oberöster­re­ich etablierte Kom­pe­ten­zfeld der Pro­duk­tion in Zukun­ft noch stärk­er mit dem neuen kreativ­en und dig­i­tal­en Kom­pe­tenzbere­ich zu verbinden. „Wir müssen auf unsere Basis auf­bauen, aber auch offen und mutig neue Kom­pe­ten­zen auf­bauen“, so Strugl. Dazu passte seine Ankündi­gung, dass an der JKU-Linz ein neues Arti­fi­cial Intel­li­gence-Labor mit bis zu 200 Forscherin­nen und Forsch­ern aufge­baut und das Land zu einem europäis­chen Kom­pe­tenzzen­trum für kün­stliche Intel­li­genz wer­den soll. „Wir wollen auf­bauend auf den beste­hen­den Stärken eine klare Strate­gie von der Grund­la­gen­forschung über die ange­wandte Forschung bis hin zur Anwen­dung in den Unternehmen entwickeln“.