„Wer Fehler zugibt, erle­ichtert alles.” Dami­an Izdeb­s­ki, Grün­der von DiTech, erzählte in ein­er denkBAR vor oberöster­re­ichis­chen Star­tups von seinen besten Fehlern.

Der Unter­schied zwis­chen einem Profi und einem Anfänger? Ein Profi ist schon öfter gescheit­ert, als ein Anfänger es über­haupt pro­biert hat. Ein­er, der dieses Mot­to lebt, ist Dami­an Izdeb­s­ki, dessen Elek­tron­ik-Unternehmen DiTech nach einem 15-jähri­gen Erfol­gskurs 2014 in die Insol­venz geschlit­tert war. In Linz erzählte er seine Geschichte vom Erfolg und Mis­ser­folg, von seinen wichtig­sten Fehlern und Lek­tio­nen seines Unternehmer­tums — und von einem Neuan­fang. Oberöster­re­ichis­che Grün­derin­nen und Grün­der und Inter­essierte aus der Start-Up Szene sind der Ein­ladung der ACADEMIA SUPERIOR — Gesellschaft für Zukun­fts­forschung zu dieser denkBAR gefol­gt, die in Koop­er­a­tion mit akostart und tech2b in der Axis Linz — Cowork­ing Loft in der Tabak­fab­rik stattfand.

Dami­an Izdeb­si­ki ist in eine Unternehmensfam­i­lie in Polen geboren und war schon als Kind unternehmerisch inno­v­a­tiv. Nach­dem seine Fam­i­lie nach Öster­re­ich auswan­derte, wurde er Pro­gram­mier­er und war damit sehr erfol­gre­ich. Mit 23 grün­dete er gemein­sam mit sein­er Frau Alek­san­dra DiTech. Auf­grund zahlre­ich­er Inno­va­tio­nen, etwa in der Abruf­barkeit von Lager­stän­den und exzel­len­tem Vor-Ort-Ser­vice, set­zte er den Maßstab für den deutschsprachi­gen Online-Han­del für Elek­tron­ik und wurde in den 15 darauf­fol­gen­den Jahren zum ange­se­henen Unternehmer mit kanpp 350 Mitar­beit­ern und 24 Stan­dorten in Öster­re­ich. Er und das Unternehmen war gepriesen und vielfach aus­geze­ich­net und gern zietiertes Beispiel von ein­er Erfol­gssto­ry eines Unternehmers mit migrantis­chem Hin­ter­grund. Das ist die Erfolgsgeschichte.

Kurz nach dem 15. Geburt­stag des Unternehmens musste es 2014 Insovlenz anmelden. Zahlre­iche auch externe Fak­toren spiel­ten zusam­men, doch Dami­an Izdeb­s­ki ist kein­er, der anderen die Schuld zuweist. Scheit­ern und das Erken­nen von Fehlern gehören für ihn zu den wichtig­sten Lek­tio­nen, die man als Unternehmer machen kann. Aber nicht nur für sich selb­st, auch „als Chef muss man ler­nen, dass Mitar­beit­er Fehler machen müssen, wenn sie etwas ler­nen sollen“, erk­lärte Izdeb­s­ki in der Diskus­sion mit den Star­tups. „Als Chef lasse ich die Leute auch mal an die Wand ren­nen – jed­er darf seine Fehler machen. Ein Prob­lem habe ich nur, wenn jemand den sel­ben Fehler 3 mal macht”.

Nach dem Insol­ven­zver­fahren war sein Ter­minkalen­der von einem Tag auf den anderen plöt­zlich leer. „Viele Leute die ich gut kan­nte, hoben nicht mehr ab, wenn ich sie anrief oder fan­den es pein­lich mit jeman­dem, der so gescheit­ert ist wie ich, etwas zu tun zu haben“, erzählte Izdeb­s­ki. Er hat­te viel Zeit zum Nach­denken über das, was passiert war, wie das geschehen kon­nte und was über ihn geschrieben wurde. „Es sagt zwar jed­er, lies das nicht, aber du tust es trotz­dem.” Das Scheit­ern war auch eine große Her­aus­forderung für die Fam­i­lie. Das Pri­vatver­mö­gen ist in den let­zten Ver­suchen, die Fir­ma zu ret­ten, aufge­gan­gen und prak­tisch die ganze Fam­i­lie war in der Fir­ma beschäftigt. „Das waren die härtesten Monate meines Lebens”, reflek­tiert er heute.

„In den 15 Monat­en nach der Insol­venz von DiTech habe ich mehr über das Busi­ness gel­ernt, als in den 15 erfol­gre­ichen Jahren zuvor.” – Dami­an Izdebski

Mit einem One-Way-Tick­et flog Izdeb­s­ki nach Kali­fornien ins Sil­i­con Val­ley – um Abstand zu gewin­nen und sich wieder zu find­en. Er hat­te zwei Ter­mine mit ehe­ma­li­gen Busi­ness­part­nern – dann wurde er von einem zum anderen weit­erg­ere­icht. Nach den Erfahrun­gen in Öster­re­ich war die Reak­tion der Men­schen dort für ihn völ­lig über­raschend: „Die waren begeis­tert von mein­er Geschichte und sahen mich als jeman­den, aus dessen Erfahrun­gen sie ler­nen kon­nten. In Kali­fornien herrscht eine andere men­tale Hal­tung gegenüber dem unternehmerischen Scheit­ern. Dort wirst du teil­weise gar nicht ernst genom­men, wenn du nicht min­destens ein­mal gescheit­ert bist. In Öster­re­ich ist das genau umgekehrt“, so Izdeb­s­ki, der trotz des offe­nen und pos­i­tiv­en Umgangs mit seinem Scheit­ern natür­lich in kein­er Weise stolz darauf ist.

„Hast du als Unternehmer Erfolg, dann bist du in Öster­re­ich der Aus­beuter. Hast du Mis­ser­folg, dann bist du der Voll­trot­tel.” – Dami­an Izdebski

Ihm wurde in den USA ein Job in einem großen Konz­ern mit 300.000 Dol­lar Jahres­ge­halt und Extras ange­boten, doch nach nur vier Tagen stieg er wieder aus. Das Konz­ernge­füge war nichts für ihn. „Als Angestell­ter bin ich schein­bar unver­mit­tel­bar“, meint Izdeb­s­ki augenzwinkernd.

Dami­an Izdeb­s­ki ließ sich von seinem Scheit­ern nicht ent­muti­gen und wollte es wis­sen. Er kam zurück nach Öster­re­ich, schrieb die Geschichte seines Erfol­gs und Scheit­erns in dem Buch „Meine besten Fehler” nieder und grün­dete im Früh­jahr 2015 das Unternehmen Tech­bold. Er kon­nte einige ehe­ma­li­gen Mitar­beit­er für seine neue Geschäft­sidee gewin­nen und ist mit neuen Struk­turen sei­ther wieder auf einem sta­bilen Erfol­gskurs ist. „Heute habe ich 15 Gehäl­ter über­wiesen,” meint er sichtlich erfreut.

Der Neuan­fang war schwierig und die neg­a­tive Fehlerkul­tur in Öster­re­ich macht einen Wiedere­in­stieg noch härter. „Es war schon schwierig über­haupt eine Bank zu find­en, die dem neuen Unternehmen ein sim­ples Bankkon­to geben wollte“.

Die heimis­che Angst vor dem Scheit­ern und den neg­a­tiv­en Umgang mit Fehlern sieht er als großen Hemm­schuh für die Wirtschaft. „Unternehmer­tum bedeutet nun ein­mal Risiko und die Möglichkeit zu Scheit­ern beste­ht immer. Aber wichtig ist, dass man es wieder ver­sucht und dann bess­er macht“, betonte Izdeb­s­ki und erk­lärte weit­er: „Die Poli­tik erken­nt langsam, dass neue Arbeit­splätze in Zukun­ft fast nur mehr von Star­tups geschaf­fen wer­den und begin­nt endlich stärk­er am Auf­bau eines pos­i­tiv­en Grün­dung­sum­felds zu arbeit­en. Das ist eine gute Sache, weil wir haben großes, ungenütztes Potenzial.“

Nach Linz ein­ge­laden wurde Izdeb­s­ki von ACADEMIA SUPERIOR, die das Tre­f­fen gemein­sam mit dem Start­up-Net­zw­erk akostart OÖ und dem High­tech Inku­ba­tor tech2b organ­isierte. „Wir wollen als Think Tank auch The­men ansprechen, die von anderen nicht aufge­grif­f­en wer­den und wichtige Erfahrun­gen und Infos zu den Leuten brin­gen, die davon am meis­ten prof­i­tieren kön­nen“, freute sich Dr. Clau­dia Schwarz, Geschäfts­führerin von ACADEMIA SUPERIOR, über das große Inter­esse am The­ma, das viele junge Grün­derin­nen und Grün­dern in das Axis Cowork­ing Loft in der Tabak­fab­rik Linz gelockt hatte.