Unsere Zeit ist eine Ära ras­an­ter tech­nol­o­gis­ch­er Entwick­lung. Kaum zuvor in der Men­schheits­geschichte wur­den in einem so hohen Tem­po neue Tech­nolo­gien her­vorge­bracht wie in der Gegen­wart. Was vor kurzem noch als Sci­ence Fic­tion gehan­delt wurde, scheint nun in greif­bare Nähe gekom­men zu sein – etwa 3D-Holo­gramme oder IT-Anwen­dun­gen in Fahrzeu­gen. Auch in vie­len anderen Forschungs­ge­bi­eten wer­den radikale Inno­va­tio­nen am laufend­en Band entwick­elt, die schrit­tweise in den näch­sten Jahren auf den Markt kom­men und unser Leben mas­siv verän­dern werden.

Die Grund­lage dafür bilden die so genan­nten Schlüs­sel­tech­nolo­gien. Tre­f­fend­er ist wohl der englis­che Begriff “Key Enabling Tech­nolo­gies” (KETs), denn diese Tech­nolo­gien fungieren als Ermöglich­er viel­er neuer Pro­duk­te und Anwen­dun­gen. Die Europäis­che Kom­mis­sion definiert KETs als Tech­nolo­giefelder mit hoher Wis­sens- und Forschungsin­ten­sität, schnellen Inno­va­tion­szyklen, hohem Kap­i­ta­laufwand, Bedarf an hochqual­i­fizierten Fachkräften, Inter­diszi­pli­nar­ität und bre­it­er Anwend­barkeit. Konkret han­delt es dabei um fol­gende Themenfelder:

  • Mikro-/Na­noelek­tron­ik
  • Nan­otech­nolo­gie
  • Pho­tonik
  • Mate­ri­al­wis­senschaften
  • Indus­trielle Biotechnologie
  • Fortschrit­tliche Fertigungstechnologien

KETs markieren sozusagen die Speer­spitze neuer Tech­nolo­gien. Fed­er­führend sind dabei zweifel­sohne High­tech-Kom­pe­ten­zre­gio­nen wie die USA, Deutsch­land oder einige Staat­en in Asien. Doch das kleine Öster­re­ich behauptet sich recht gut im inter­na­tionalen Ver­gle­ich, wie der erste KET Obser­va­to­ry Report zeigt. Inner­halb der EU zählt Öster­re­ich zu den Top 10-Natio­nen was die Anzahl der KET-Patente bet­rifft. Gle­ich­es gilt für das Pro­duk­tionsvol­u­men im Bere­ich der KETs. Gemessen an allen nationalen Paten­ten weist unser beschaulich­es Öster­re­ich den höch­sten Anteil an KET-Paten­ten in der ganzen EU auf. Weltweit ist dieser Anteil nur in Japan und Sin­ga­pur höher.

Nicht nur in der Forschung, auch in der Pro­duk­tion ist Öster­re­ich ein inter­na­tionaler Fron­trun­ner im Bere­ich der KETs: 4,4 % der öster­re­ichis­chen Exporte ent­fall­en auf Pro­duk­te, die unmit­tel­bar den KETs zuzuord­nen sind. Nur Deutsch­land und die Nieder­lande weisen einen ähn­lich hohen Anteil in Europa auf. Als eines von weni­gen EU-Län­dern hat Öster­re­ich eine pos­i­tive KET-Han­dels­bi­lanz – wir exportieren also mehr High­tech auf höch­stem Niveau als wir importieren.

Beson­dere Stärke­felder Öster­re­ichs sind die Mate­ri­al­wis­senschaften und die Pho­tonik. 1,43 % aller weltweit­en Pho­tonik-Patente stam­men aus der Alpenrepublik.

Inner­halb Öster­re­ichs ist Oberöster­re­ich auf­grund sein­er starken Indus­trie und Forschungs­land­schaft führend. 19,1 % der öster­re­ichis­chen KET-Patente in den Jahren 2000 bis 2010 wur­den in Oberöster­re­ich entwick­elt. Zulet­zt haben allerd­ings andere Bun­deslän­der wie Wien, Steier­mark und Vorarl­berg deut­lich aufgeholt.

Faz­it: Öster­re­ich ist ein High­tech-Land und inter­na­tionaler Fron­trun­ner in jenen Tech­nolo­giefeldern, die unsere Welt in den näch­sten Jahren mas­siv verän­dern wer­den. Die Kom­pe­ten­zen gilt es noch geziel­ter zu nutzen. Etwa durch eine gezielte High­tech-Strate­gie nach dem Vor­bild Deutsch­lands, der geziel­ten Anwer­bung inter­na­tionaler Spitzenkräfte oder durch eine engere Verbindung von Wis­senschaft und Wirtschaft, um das Knowhow aus der Forschung in zukun­ftsweisende Arbeit­splätze zu über­set­zen. Und last but not least: Keine Scheu vor dem Unbekan­nten – auch nicht vor neuen Tech­nolo­gien, son­dern eine Geis­te­shal­tung nach dem Grund­satz: “Prüft alles, und das gute behaltet!”.

Zum Autor

Johann Lefen­da ist Poli­tik­wis­senschafter und Con­sul­tant bei Pöch­hack­er Inno­va­tion Con­sult­ing www.p‑ic.at