Radikale Innovationen — Ein Schwerpunktsthema 2015

Um der per­ma­nen­ten Dynamik und Verän­derung von Wirtschaft und Gesellschaft Rech­nung zu tra­gen, beobachtet ACADEMIA SUPERIOR laufend, welche neuen The­men und Fragestel­lun­gen sich am Hor­i­zont bewe­gen und ver­sucht diese Zukun­ft­s­the­men in die öffentliche Diskus­sion in Oberöster­re­ich zu übertragen.

Immer häu­figer trifft man hier auf den Begriff der „radikalen Inno­va­tio­nen”. Inter­na­tionale Exper­tin­nen und Experten sehen in radikalen Inno­va­tio­nen einen wesentlichen Fak­tor für die zukün­ftige Wet­tbe­werb­s­fähigkeit, da radikale Inno­va­tio­nen und dis­rup­tive Tech­nolo­gien einen enor­men Ein­fluss auf Märk­te, Wirtschaft­sräume und Gesellschaftssys­teme haben. Daher legt die Gesellschaft für Zukun­fts­forschung im Jahr 2015 einen Schw­er­punkt auf dieses Thema.

Vor­bere­i­t­end wurde hier­für das Basis­dossier „Radikale Inno­va­tio­nen und dis­rup­tive Tech­nolo­gien — Chan­cen für die oberöster­re­ichis­che Wirtschaft” (Down­load rechts) erstellt. Die sich daraus ablei­t­en­den Fragestel­lun­gen wur­den nun in einem Strate­giefo­rum mit oberöster­re­ichis­chen Forscherin­nen und Forsch­ern sowie Exper­tin­nen und Experten aus dem Unternehmenssek­tor diskutiert.

Was sind radikale Innovationen?

Neben der Unter­schei­dung nach der Art ein­er Inno­va­tion (Produkt‑, Dienstleistung‑, Mar­ket­ing- oder Organ­i­sa­tion­sin­no­va­tion) hat sich zulet­zt eine Unter­schei­dung in inkre­mentelle und radikale Inno­va­tio­nen her­auskristallisiert. Inkre­mentelle Inno­va­tio­nen beschreiben eine schrit­tweise Weit­er­en­twick­lung oder Verbesserung eines beste­hen­den Ange­botes, während radikale Inno­va­tio­nen neue Wege gehen und Trends set­zen. Sie verän­dern Märk­te von Grund auf oder schaf­fen völ­lig neue Märk­te und ver­wan­deln das Wet­tbe­werb­s­ge­füge von Unternehmen und Wirtschafts­stan­dorten nach­haltig. Ein weit­eres Feld wären „architek­turelle Inno­va­tio­nen”. Hier wer­den bere­its beste­hende Tech­nolo­gien neu kom­biniert und kön­nen so — in neuem Design — umwälzende Wirkun­gen erfahren.

Ein wesentlich­er Treiber von radikalen Inno­va­tio­nen sind dis­rup­tive Tech­nolo­gien. Damit sind tech­nol­o­gis­che Entwick­lun­gen gemeint, die eine fun­da­men­tale Zäsur bewirken und eine neue Ära ein­läuten (z.B. Ver­bren­nungsmo­tor, Com­put­er, Inter­net, Dig­i­tal­fo­tografie, Smart­phones). Solche Erfind­un­gen bieten schi­er unendliche Möglichkeit­en für neue Geschäftsmod­elle. Ger­ade in diesen Tagen zeich­nen sich viele neue Tech­nolo­gien ab, die eine hohe dis­rup­tive Wirkung ent­fal­ten kön­nten: Nan­otech­nolo­gie, Mikro- und Nanoelek­tron­ik, Pho­tonik, neue Werk­stoffe, Biotech­nolo­gien, 3D-Print­ing etc.

Radikale Innovationen — Chancen und Risiken

Jene Unternehmen und Regio­nen, die die Chan­cen radikaler Inno­va­tio­nen früh erken­nen und auf­greifen, haben einen enor­men Wet­tbe­werb­svor­sprung gegenüber der Konkur­renz und kön­nen eine maßge­bliche Markt- und Tech­nolo­gieführerschaft erlan­gen. Gle­ichzeit­ig sind radikale Inno­va­tio­nen jedoch aus zweier­lei Sicht riskant: Erstens ist ihre Mark­te­in­führung schwierig und mit hohen Kosten und Risiken ver­bun­den. Ander­er­seits kön­nen Unternehmen oder Regio­nen, welche zu spät auf radikale Inno­va­tio­nen reagieren, stark unter Druck geraten.

Als Parade­beispiel für diese Prob­lematik wurde in der Diskus­sion das Unternehmen Kodak ange­führt: Der frühere Her­steller fotografis­ch­er Aus­rüs­tun­gen aller Art und Erfind­er der dig­i­tal­en Fotografie, musste den, durch die dig­i­tale Entwick­lung verur­sacht­en, Tsuna­mi-arti­gen Ein­bruch seines Kerngeschäfts (Film- und Fotopa­pier­pro­duk­tion) mitanse­hen und kon­nte sich deshalb, die Weit­er­en­twick­lung der dig­i­tal­en fotografie nicht mehr leis­ten. Kodak musste inner­halb von acht Jahren seinen Mitar­beit­er­stand von 150.000 auf 5.000 reduzieren.

Dementsprechend wäre es sin­nvoller nicht ein­fach nur radikale Inno­va­tio­nen zu fördern, son­dern vielmehr dis­rup­tive, in der Form von architek­tonis­chen Inno­va­tio­nen. (mehr dazu in der Präsen­ta­tion von Michael Shamiyeh)

Oberösterreich und radikale Innovationen

35 Beispiele für radikale Inno­va­tion „made in Upper Aus­tria” kon­nten im Basis­doss­er iden­ti­fiziert wer­den. Oft han­delt es sich dabei um Unternehmen, die in Nis­chen tätig sind und glob­al agieren. Da radikale Inno­va­tio­nen einen fun­da­men­tal­en struk­turellen Wan­del anstoßen kön­nen, der Branchen kom­plett verän­dert, ist es für Oberöster­re­ich, als glob­al ver­net­zter Stan­dort, daher zen­tral, Verän­derun­gen frühzeit­ig zu erken­nen und rasch darauf zu reagieren.

Die Ergeb­nisse der Diskus­sio­nen wer­den nun weit­er verdichtet und in einem aus­führlichen Bericht zur Ver­fü­gung gestellt.