Wie kommt das Neue in die Organisation?

Wirk­lich Neues ist schw­er zu erfassen. Was neu erscheint ist nicht mehr neu. Auch vom Auf­fas­sungsver­mö­gen her kön­nen wir wirk­lich neues im Gehirn nicht ver­ar­beit­en. Es braucht Anknüp­fungspunk­te. So spie­len sich Verän­derun­gen lediglich ober­fläch­lich ab, denn fun­da­men­tale Neuerun­gen sind schw­er zugänglich. Vieles, das als Neu wahrgenom­men wird, ist let­ztlich eine Kom­bi­na­tion von Altem. Durch kleine Neuerun­gen in Beste­hen­dem erscheint lediglich der Ein­druck des Neuen. Ist das Neue mas­siv überbewertet?

Unsere Gesellschaft hat eine starke Vor­liebe für das Neue, was his­torisch bei weit­em nicht immer so war. Neues ist in, Neues ist Trend. Das Neue ist mit­tler­weile zu ein­er Art Sta­bil­isierungse­le­ment gewor­den, doch auch die Suche nach Neuem ist bisweilen alt. Doch wie kön­nen wir Neues anstreben, ohne ler­nen zu wollen? Die wahre Kun­st ist es nun, Pläne zu machen, die Dinge zulassen, die nicht plan­bar sind, also Schritte zu set­zen, um später über­rascht zu wer­den. Denn Pläne sagen nicht die Zukun­ft vorher, sie pla­nen die Zukun­ft. Um jedoch wirk­lich Neues zuzu­lassen, muss der Plan für die Zukun­ft unge­plant sein. Dies ist ent­ge­gen jedem Trend, Strate­gien zu ver­fol­gen um Risiken möglichst ger­ing zu hal­ten. Die Strate­gie heißt Überraschung.

In dem Prozess, der das Neue in die Organ­i­sa­tion bringt, sind Kom­mu­nika­tion und Sprache zen­tral. Die Sprache im Geschäft­sleben ist eine höchst stan­dar­d­isierte Sprache und somit eine tote Sprache, ihr fehlt Emo­tion, ihr fehlt der Zugang zum Men­schen. Es liegt jedoch auf der Hand, in ein­er Maschiner­ie gibt es keinen Freiraum, um Kon­ver­sa­tio­nen zu haben, die zu Inno­va­tion führen kön­nten. Wir kön­nen nicht denken ohne zu fühlen, wir kön­nen nicht fühlen ohne zu denken.

Die Rolle des Lead­er­ships ist auch hier zen­tral: Fra­gen for­mulieren, Rah­menbe­din­gun­gen schaf­fen, gemein­same Visio­nen verdicht­en gehören eben­so dazu wie die Kun­st, einen kreativ­en Prozess zu desig­nen, der wün­schenswerte Zustände und Visio­nen her­beiführt. Inno­va­tion ist ein nor­ma­tiv­er Prozess, dessen Ein­sicht zu Verän­derung führt, die Bedeu­tung hat. Lead­er­ship, das dor­thin führt, präsen­tiert Klarheit und öffnet einen Platz, wo Möglichkeit­en erkun­det wer­den können.

Die Umge­bung ist zen­tral und man braucht einen Raum, wo Leute aus dem Nor­malen in eine neue Funk­tion treten kön­nen, um neu denken zu kön­nen, eine Art „Ago­ra” im Sinne des Tre­ff­punk­ts ver­schieden­er Diszi­plinen. Dies soll auch als Sicher­heit­szone eine Kom­fort­zone für Kon­flik­te darstellen. Es geht somit um Arten zu spie­len und neue Spielplätze zu schaf­fen. Das gemein­same Tun und Schaf­fen ist wichtig, nur so kön­nen Missver­ständ­nisse aufgek­lärt wer­den. Der „Spielplatz” neue Tech­nolo­gie wird hier beispiel­weise falsch — näm­lich alt — ver­wen­det. Wir soll­ten Tech­nolo­gie dazu benutzen, miteinan­der zu kom­mu­nizieren, nicht einan­der zuzustimmen.

Effizienz war früher, heute geht es um Effek­tiv­ität. So muss man auch die Konzepte von Kon­trolle neu definieren und Struk­turen zulassen, die Top-Man­age­ment neu definieren. Die Struk­turen wer­den dezen­traler und par­tizipa­tiv­er. Während vielfach noch Objek­to­ri­en­tiertheit vorherrscht, liegt die Zukun­ft in der Strukturorientiertheit.

Kreativ­ität kommt, wenn ein Prob­lem gelöst wer­den muss. Inno­va­tion hinge­gen grün­det auf Sehn­sucht: Ver­lan­gen erweck­en, Emo­tio­nen zurück in Organ­i­sa­tio­nen brin­gen. Dabei lautet die Schlüs­sel­frage: Wir bringe ich Lei­den­schaft in die Organ­i­sa­tion? Über Geschicht­en, Meta­phern, Druck? Mit Leit­prinzip und klaren Ziel vor Augen kön­nte der Schlüs­sel aus den drei Ele­mente Neugierde, Ver­rück­theit und Freude bestehen.

Bleibt die Frage, wie neu Neues tat­säch­lich ist oder gedacht wer­den darf. In allem bleibt wichtig: Neues neugierig suchen.

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