[Linz, 23.10.2013] ACADEMIA SUPERIOR und Industriellenvereinigung OÖ luden Oberösterreichs Leitbetriebe ein, gemeinsam darüber zu beraten, wie das Land für die Herausforderungen der Arbeitswelt von morgen fit gemacht werden kann. Die Diskussion kreiste um die drei Themen Rekrutierung von Schlüsselkräften, Flexibilisierung der Lebensarbeitszeiten und Qualifikation von heimischen Arbeitskräften.
Im Zuge seiner wirtschaftspolitischen Reformagenda setzt sich der Think Tank ACADEMIA SUPERIOR seit über zwei Jahren intensiv mit Schlüsselthemen für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich auseinander. In Kooperation mit der Industriellenvereinigung Oberösterreich wurde ein Schwerpunkt auf „Leitbetriebe und Headquarters” gelegt, denn „für den Standort Oberösterreich übernehmen die Leitbetriebe und Headquarters die Rolle der Triebfedern des Fortschritts”, so Wirtschaftslandesrat Dr. Michael Strugl. Hierzu wurde in engem Austausch mit VertreterInnen von oö. Leitbetrieben und ExpertInnen ein „Aktionsplan für Leitbetriebe und Headquarters in Oberösterreich” mit einem konkreten 12-Punkte-Plan erstellt und vor wenigen Tagen der Öffentlichkeit vorgestellt.
Themen mit besonderer Relevanz für Leitbetriebe und Headquarters werden in Form von Dialoggesprächen mit LR Dr. Michael Strugl — Obmann von ACADEMIA SUPERIOR — ExpertInnen und UnternehmerInnen diskutiert und dabei Anregungen für die Politik festgehalten.
„Herausforderungen für die Arbeitswelt von morgen: Schlüsselkräfte, Flexibilisierung und Qualifikation” — erstes Dialoggespräch am 23. Oktober 2013
Die „Arbeitswelt von morgen” wurde als Thema der ersten Dialogveranstaltung gewählt. Dr. Axel Greiner (Präsident IV OÖ) verdeutlichte, dass gerade die Frage: „Wie kommen wir an die Schlüsselkräfte von morgen — für die Industrie 4.0” essentiell für die Wettbewerbsfähigkeit der oö. Unternehmen ist.
Dr. Hermann Deutsch vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz berichtete eingangs über die 2011 eingeführte „Rot-Weiß-Rot-Karte” als Instrument der kriterienbezogenen Zuwanderung. Knapp 6.000 Anträge wurden bislang gestellt, davon 4.200 bewilligt. 629 ausländische Schlüsselkräfte aus Drittstaaten (Nicht-EU-Staaten) konnten mit der Rot-Weiß-Rot-Karte nach Oberösterreich geholt werden.
Die Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Oberösterreich, Birgit Gerstorfer, klärte in ihrem Impulsstatement über die Veränderungen am Arbeitsmarkt — vor dem Hintergrund des demografischen Wandels — und die Aktivitäten des AMS zur Qualifizierung von Jugendlichen und Erwachsenen auf. Im Jahr 2013 waren bislang 30.000 Oberöstereicher¬Innen neu in Schulungen eingetreten, wobei im Gegensatz zu früher mehr langfristige Schulungen, die mit einer substanziellen Höherqualifikation abgeschlossen werden, durchgeführt wurden.
Bedarfe und Anregungen von oö. Leitbetrieben
30 hochkarätige VertreterInnen von oö. Leitbetrieben wie bspw. KTM, IFN, Siemens, Greiner, backaldrin, Asamer, FMT, Resch & Frisch, technosert, Starlim Spritzguss, Schwarzmüller, OÖ. Ferngas, Borealis, HTI uvam. nahmen an der intensiven Diskussion teil. Konkret wurden insbesondere folgende Aspekte angesprochen:
- Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit:
Neben dem Eingleiten, muss es auch ein koordiniertes Ausgleiten aus dem Erwerbsleben geben. Die derzeitigen Pensionsregelungen machen es älteren MitarbeiterInnen schwer, länger zu arbeiten, da sie oft um Kürzungen ihrer Pensionsbezüge fürchten. „Es kann sich ein Standort nicht leisten, erfahrene Menschen, die gerne arbeiten würden, zum Nichtstun zu verdonnern!” so der Tenor. Korridorlösungen, die einen schrittweisen Ausstieg aus dem Erwerbsleben vorsehen, sind die Zukunft und im arbeitsmarktpolitischen Programm des Landes für die nächsten Jahre als eine der zentralen Säulen vorgesehen.
- Rekrutierung von heimischen und internationalen Schlüsselkräften:
Das Potenzial an MitarbeiterInnen in technischen Berufen muss zielgerichtet erschlossen werden. „Man muss auf den vorschulischen Bereich gehen um die Affinität bei Kindern zu technischen Berufen zu wecken”, so LR Dr. Strugl. Gefordert wurde, die derzeitigen Aktivitäten an der Schnittstelle Schule-Beruf zu bündeln, mehr Kontakte zwischen den Sphären der Bildung und der Wirtschaft zu fördern und so auch einen „Paradigmenwechsel in der Arbeitsmarktpolitik — weg von Reparatur und hin zu Prävention — herbeizuführen”, so DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch — Geschäftsführer IV OÖ.
Internationale Schlüsselkräfte müssen nicht nur nach Oberösterreich geholt, sondern vor allem auch hier gehalten werden. Daher gilt es, die Rahmenbedingungen für ausländische Kräfte im Land zu verbessern und diese aktiv in die oberösterreichische Gesellschaft zu integrieren. Gerade die „High Potentials” können sich vielfach das Land bzw. die Region aussuchen, in der sie leben und arbeiten möchten — hier hat Oberösterreich Aufholbedarf.
- Qualifikation von heimischen Arbeitskräften:
Die Veränderungen in den industriellen Prozessen — Stichwort „Industrie 4.0” — erfordern neue Kompetenzen und Fertigkeiten. Dies gilt es in den Aus- und Weiterbildungsangeboten entsprechend zu berücksichtigen, um den Industriestandort Oberösterreich langfristig zu stärken. Eine engere Kommunikation zwischen den Betrieben und dem AMS ist nötig, damit regions- und branchenspezifisch bedarfsorientierte Aus- und Weiterbildungen angeboten werden können. Die Strategie „Arbeitsplatz Oberösterreich 2020” des Landes weist dafür den Weg.
Resümee und Ausblick
Die Frage, wie Oberösterreich zu den Schlüsselkräften von morgen kommt, ist und bleibt zentral. Die rege Teilnahme an der Diskussion brachte zahlreiche Anregungen hervor, die nun aufgearbeitet und nach Möglichkeit in die entsprechenden politischen Programme und Initiativen einfließen werden. Die Basis dafür wurde bereits mit der Erstellung der „12-Punkte-Plans für Leitbetriebe und Headquarters” getätigt. Nun gilt es weitere Schritte in Richtung Vertiefung und Umsetzung zu setzen. Hier verwies Landesrat Dr. Michael Strugl auf das kommende Strategische Programm „Innovatives Oberösterreich 2020”.
Die Zusammenarbeit von Academia Superior und Industriellenvereinigung Oberösterreich wird mit dem nächsten Dialoggespräch am 5. Februar 2014 zum Thema „Headquarter-Standort Oberösterreich” fortgesetzt.
Foto: (v.l.n.r.): LR Dr. Michael Strugl (ACADEMIA SUPERIOR), Dr. Hermann Deutsch (bmask), Birgit Gerstorfer (AMS OÖ), Dr. Axel Greiner (IV OÖ) Dr. Joachim Haindl-Grutsch (IV OÖ) © ACADEMIA SUPERIOR / Wakolbinger