
Generative KI wie ChatGPT & Co. verändert die Arbeit hochqualifizierter Fachkräfte – jedoch anders als oft vermutet. Eine kombinierte Analyse von drei Feldexperimenten mit Softwareentwickler:innen zeigt: Die wöchentliche Zahl abgeschlossener Arbeitspakete, bei denen neue oder verbesserte Funktionen in ein Softwareprojekt integriert werden („Pull Requests“), stieg Dank KI um durchschnittlich 26 %. Die Zahl erstellter funktionsfähiger Programmversionen („Builds“) nahm sogar um 38 % zu. Beide Indikatoren stehen für Aufgaben, die kreatives und analytisches Denken erfordern – etwa das Entwickeln neuer Funktionen oder das Lösen komplexer technischer Probleme.
Bei Routineaufgaben hingegen blieb der Effekt nahezu aus. So erhöhte sich die Erfolgsquote standardisierter Arbeitsschritte – wie der fehlerfreie Durchlauf eines Programms („Build Success Rate“) – im besten Fall um rund 1 %. Der statistisch gemessene Effekt liegt damit im Bereich der natürlichen Schwankung und ist daher zu vernachlässigen.
Die Ergebnisse verdeutlichen: Es spricht einiges dafür, dass Generative KI weniger ein Werkzeug zur Automatisierung einfacher Prozesse ist, sondern ihre Stärken bei komplexen Problemstellungen, in denen Ideenreichtum, Hypothesenbildung und strategisches Denken entscheidend sind entfaltet. Unternehmen sollten den Einsatz von KI gezielt auf Aufgaben fokussieren, die menschliche Stärken wie Kreativität, Analysefähigkeit und Urteilsvermögen ergänzen. Dadurch verschiebt sich der Schwerpunkt von einer reinen Steigerung quantitativer Effizienz hin zu einer neuen Qualität der Wissensarbeit.
Quelle:
- Cui, K.Z. et al. (2025): The Effects of Generative AI on High-Skilled Work: Evidence from Three Field Experiments with Software Developers.


