
Mit Unterstützung der HYPO Oberösterreich versammelte ACADEMIA SUPERIOR eine interdisziplinäre Gruppe ausgewiesener Fachleute, darunter Univ.-Prof. Dr. Gerald Pruckner (JKU), Dr. Anton Dunzendorfer (AIT), Dir. Dr. Tilman Königswieser (Salzkammergut-Klinikum) und Mag. pharm. Michael Maiwald (Apothekerkammer). Ergänzt wurde die Runde durch weitere Expertinnen und Experten aus Pflege, Pharmazie, Labor, Verwaltung und Primärversorgung. Moderiert wurde der Workshop von Mag. (FH) Clemens Zierler und Mag. Kati Hochhold, die den Rahmen für eine offene und ergebnisorientierte Diskussion setzten.
Die Gespräche machten deutlich, dass steigende Nachfrage und zunehmende Komplexität auf ein fragmentiertes Gesundheitssystem treffen. Fehlende Zuständigkeiten, unterschiedliche Prozesslogiken und nicht kompatible digitale Strukturen erschweren eine verlässliche Versorgung. Ein One-Stop-Shop wurde daher als systemisches Strukturprinzip verstanden – weniger als technische Plattform, sondern vielmehr als Modell, das Zuweisungen, Rückmeldungen und Versorgungsschritte konsistent ordnet.
Deutlich wurde, dass unklare Verantwortungswege wesentlich zur Überlastung einzelner Bereiche beitragen. An einigen Standorten treffen täglich mehrere hundert ungeplante ambulante Fälle ein, von denen ein Großteil außerhalb des Krankenhauses versorgbar wäre. Gleichzeitig wurde hervorgehoben, dass effiziente Versorgung nur möglich ist, wenn Datenräume, Dokumentationsstandards und digitale Systeme vollständig interoperabel sind. Aus dem niederschwelligen Bereich kam der Hinweis, dass Orientierung stärker außerhalb der Spitäler stattfinden sollte, sofern digitale Schnittstellen und Rückmeldestrukturen durchgängig gestaltet sind. Ergänzend wurde betont, dass eine wirksame Steuerung nur gelingt, wenn Finanzierungsmechanismen entlang realer Versorgungspfade und nicht entlang historisch gewachsener Sektorgrenzen organisiert werden.
Insgesamt zeigten sich klare Rollenverschiebungen: Triage gewinnt an Bedeutung, pflegerische Erstkontakte werden gestärkt, Apotheken fungieren zunehmend als Orientierungspunkte, und digitale Systeme übernehmen strukturierende Aufgaben. Diese Entwicklungen erfordern multiprofessionelle Ausbildungsprofile, verbindliche Standards und klare Governance. Vereinheitlichung wurde dabei nicht als Einschränkung klinischer Autonomie verstanden, sondern als Rahmen, der professionelle Entscheidungen absichert.
Aus Sicht der Bevölkerung wurde betont, dass ein modernes Gesundheitssystem vor allem Orientierung, Transparenz und Nachvollziehbarkeit gewährleisten muss: klare nächste Schritte, nachvollziehbare Informationslagen und sichtbar dokumentierte Leistungen. Digitalisierung und KI können diese Entwicklung unterstützen – allerdings nur, wenn Prozesse angepasst und Schnittstellen konsistent gestaltet sind.
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, steigender Kosten – etwa im Bereich der Onkologie – und eines angespannten Personalmarkts wurde deutlich, dass neue Versorgungslogiken erforderlich sind. KI-basierte Werkzeuge können administrative Last verringern und Entscheidungsprozesse unterstützen, ersetzen jedoch keine strukturelle Reform.
Zum Abschluss betonten Clemens Zierler und Kati Hochhold, dass die erarbeiteten Perspektiven unmittelbar in die vertiefenden Synthesen von ACADEMIA SUPERIOR einfließen und eine wesentliche Grundlage für das Zukunftsbild 2040 bilden.
„Eine konstruktive gemeinsame Initiative“ — Christine Haberlander




