Erstmals in 18 Jahren wurde in den 100 umsatzstärksten Filmen eine Parität zwischen weiblichen und männlichen Hauptfiguren erreicht. 54 % der Filme aus dem Jahr 2024 hatten eine weibliche Haupt- oder Co-Hauptrolle – ein Höchstwert seit Beginn der Langzeitstudie (Neff, Smith & Pieper, 2025). Im Vergleich dazu lag der Anteil im Vorjahr bei nur 30 % und betrug im Ausgangsjahr der Untersuchung (2007) lediglich 20 %. Damit übersteigt der aktuelle Wert erstmals den demografischen Anteil von Frauen in der US-Bevölkerung (50,5 %) und könnte als Indikator für einen strukturellen Wandel in der Filmbranche gewertet werden.
Ein detaillierter Blick auf die Produktionsfirmen zeigt jedoch deutliche Unterschiede in der Umsetzung dieses Trends. Universal Pictures, unter weiblicher Führung, verzeichnete mit 66,7 % den höchsten Anteil an Filmen mit weiblichen Hauptfiguren, gefolgt von unabhängigen Studios („Other“, 62,5 %) und Warner Bros. Pictures (55,6 %). Am unteren Ende der Skala rangieren Walt Disney Studios (40 %) und Sony Pictures Entertainment (38,5 %), deren Produktionen weiterhin mehrheitlich männlich besetzt sind.
Nicht fehlende Leistung, sondern fehlende Sichtbarkeit von Frauen war (und ist) oft das Problem. Das nennt man im wissenschaftlichen Bereich den Matilda-Effekt: Wenn Frauen großartige Leistungen erbringen, aber Männer dafür die Anerkennung bekommen. Der Effekt ist nach der Frauenrechtlerin Matilda Joslyn Gage benannt – und zeigt, wie systematisch weibliche Beiträge übersehen wurden (und teils noch immer werden).
Während die jüngste Entwicklung auf einen bedeutsamen Fortschritt hindeutet, stellt sich die Frage nach der langfristigen Stabilität dieser Veränderungen. Der sprunghafte Anstieg von weiblichen Hauptrollen im Jahr 2024 deutet darauf hin, dass externe Faktoren – etwa gesellschaftliche Diskurse oder gezielte strategische Entscheidungen von Studios – eine Rolle gespielt haben könnten. Ob es sich hierbei um den Beginn einer nachhaltigen Transformation oder lediglich um einen statistischen Ausreißer handelt, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.
Quelle:
Neff, K.L., Smith, S.L. & Pieper, K. (2025). Inequality Across 1,800 Popular Films: Examining Gender, Race/Ethnicity & Age of Leads/Co Leads From 2007 to 2024. Annenberg Inclusion Initiative, University of Southern California.