Für den Kom­mu­nalen Zukun­fts­bericht des Öster­re­ichis­chen Gemein­de­bun­des durften Markus Hengstschläger, Clau­dia Schwarz und Michael Hauer einen Artikel beitra­gen. Es geht darum, wie Gemein­den das Engage­ment ihrer Bürger:innen aktivieren kön­nen, wie sie aus der Mit­machkrise her­aus kom­men und wie sie zu lösungs­be­gabten Gemein­den werden.

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Auszug aus dem Beitrag:

5 Hebel für lösungsbegabte Gemeinden

Auch wenn die Zukun­ft unberechen­bar­er wird, ver­größert sich auch ihr „berechen­bar­er“ Anteil. Auf bei­des, die sichere Zukun­ft, die sich jet­zt schon klar abze­ich­net, und auf die unsichere Zukun­ft, von der wir heute noch wenig wis­sen, müssen wir uns vor­bere­it­en. Es ist kein entweder/oder, son­dern ein UND. Begleit­et wird die Entwick­lung von ein­er steti­gen Verän­derungs­dy­namik. Als Gemeinde kann man dieser Verän­derung aktiv mit fünf Hebeln begeg­nen und so Inno­va­tion und Lösungs­be­gabung fördern:

1. Def­i­n­i­tion von „Grundpfeil­ern“: Sich auf solche vorherse­hbaren Gemein­deauf­gaben vorzu­bere­it­en, gibt Sicher­heit. Sicher­heit ist wichtig, denn aus ihr resul­tiert der Mut, um auch neue Ansätze aus­pro­bieren zu können.

2. Gerichtete und ungerichtete Strate­gie­in­stru­mente in die Gemein­dear­beit und ‑pla­nung ein­bauen: Gerichtete Strate­gien betr­e­f­fen den Teil der Zukun­ft, den wir bere­its berech­nen kön­nen. Also z.B.: wenn dieses Jahr dop­pelt so viele Kindern in der Gemeinde geboren wor­den sind, wie in vor­ange­gan­genen Jahren, kön­nen wir davon aus­ge­hen, dass sich in zwei Jahren der Bedarf an Kinder­be­treu­ung ver­dop­pelt und in sechs Jahren der Bedarf an Schul­raum. Es braucht eine gerichtete Strate­gie, um auf diesen Anstieg vor­bere­it­et zu sein. Eine ungerichtete Strate­gie würde par­al­lel dazu die offene Frage stellen: „Wie sieht unsere kom­mu­nale Bil­dungs- und Betreu­ungs­land­schaft eigentlich aus? Was kön­nte man tun, um sie zu verbessern? Welche Szenar­ien und Ideen gibt es?“ Zur Beant­wor­tung dieser Fra­gen braucht es ungerichtete Strate­gien und ein offenes Mindset.

3. Begeg­nungsräume schaf­fen: Alles, was die Kon­tak­te, Beziehun­gen und Kom­mu­nika­tion der Gemeindebürger*innen fördert, sollte unter­stützt wer­den. Gemein­den müssen Rah­menbe­din­gun­gen schaf­fen, durch die ein aktiv­er Aus­tausch stat­tfind­en kann – der „inter­diszi­plinäre Aus­tausch von Expert*innen“, wie man in der Wis­senschaft sagen würde. Vere­ine, Feste, Gasthäuser, zen­trale Orte die zum Ver­weilen und Reden ein­laden – alles was die Zivilge­sellschaft stärkt, stärkt auch die Lösungs­be­gabung ein­er Gemeinde. Die neuen dig­i­tal­en Kom­mu­nika­tion­splat­tfor­men bieten eine zusät­zliche Chance, um diesen Aus­tausch zu stärken und neue Bevölkerungs­grup­pen anzusprechen.

4. Kreative Prozesse bewusst induzieren: Neue Ideen entste­hen oft per Zufall, doch man kann glück­liche Zufälle auch bewusst fördert. Dazu braucht es Freiräume, in denen offen und kreativ nachgedacht und disku­tiert wer­den kann. Das Abhal­ten von offe­nen „Gemeinde-Brain­storm­ing-Tre­f­fen“, Bürg­er­beteili­gung­sprozessen, Gemeinde-Hack­a­tons oder freien Pro­jek­t­ta­gen bietet solche Freiräume.

5. Serendip­ität fördern: Wenn man die Lösung zu ein­er Her­aus­forderung find­et, nach der man gar nicht gesucht hat­te, spricht man von Serendip­ität. Um diese im Gemein­deleben zu fördern, müssen die täglichen Auf­gaben mit offe­nen Augen in Angriff genom­men, stetig Auss­chau gehal­ten und Möglichkeit­en erkan­nt wer­den, auch wenn sie ger­ade nicht auf der Agen­da ste­hen. Wie das Sprich­wort lautet: Das Glück bevorzugt den, der vor­bere­it­et ist.