Im Jahr 2020 waren in Österreich 18,1% der Erwerbstätigen zwischen 15 und 64 Jahren im Homeoffice. Damit belegt Österreich im EU-Ranking den 4. Platz.

Vor Öster­re­ich lan­de­ten Finn­land, wo über ein Vier­tel der Arbeiter*innen von zu Hause aus arbeit­eten sowie die Län­der Lux­em­burg (23,1%) und Irland (21,5). Der EU-Durch­schnitt beläuft sich auf 12,3%. In Teilen Osteu­ropas sind die Home­of­fice-Rat­en weitaus niedriger und in Bul­gar­ien und Rumänien mit nur 1,2 bzw. 2,5 Prozent prak­tisch nicht vorhanden.

Auf­fäl­lig ist hier­bei, dass das Home­of­fice Poten­tial im Osten Europas am größten ist. Es herrscht dort eine erhe­bliche Diskrepanz zwis­chen dem möglichen und tat­säch­lichen Home­of­fice. In jenen Staat­en, in denen viele Erwerb­stätige von Zuhause aus arbeit­en, ist hinge­gen das Poten­tial nicht über­durch­schnit­tlich hoch.

Homeoffice – gekommen um zu bleiben?

Geht es nach den Erwerb­stäti­gen, dann hört man hier ein klares „Ja”. 70% der Österreicher*innen wollen gerne nach der Coro­na-Krise öfter zu Hause arbeit­en. In Deutsch­land hält die Euphorie eben­falls an, wie eine Umfrage der Ber­tels­mann-Stiftung und IPOS zeigt.

Im Hal­b­jahresver­gle­ich erken­nt man, dass es kaum eine Verän­derung hin­sichtlich der Bew­er­tung des Home­of­fice der Arbeitnehmer*innen gibt. Im Mai 2020 bew­erteten 83% das Home­of­fice als pos­i­tiv. Im Dezem­ber blieb dies mit 81% prak­tisch gle­ich. Vor allem die Annehm­lichkeit­en wie keinen Arbeitsweg zu haben, pro­duk­tiv­er zu sein und auch Kosten zu sparen sind für viele auss­chlaggebende Argu­mente. Durch­schnit­tlich benötigt ein*e Österreicher*in täglich 60 Minuten für den Arbeitsweg. Diese Zeit gewin­nt man natür­lich wieder im Home­of­fice und spart gesamt nicht nur Zeit, son­dern auch Geld.

Pos­i­tive Stim­mung herrscht auch bei den Arbeitgeber*innen. McK­in­seys Unter­suchun­gen ergaben, dass 67% der Unternehmen mit dem Home­of­fice einen Anstieg der Pro­duk­tiv­ität, Kun­den­zufrieden­heit und des Engage­ments der Mitarbeiter*innen verze­ich­neten. Eines der größten Missver­ständ­nisse ist, dass die am Schreibtisch ver­brachte Zeit mit Erfolg gle­ichzuset­zen ist und dass Mitarbeiter*innen weniger effek­tiv sind, wenn sie nicht im Büro arbeit­en. Leis­tung und Erfolg sind nicht mehr in Form von Arbeitsstun­den im Büro messbar.

Eine weit­ere Erken­nt­nis ist, dass Mitarbeiter*innen, die mit sozialen Anschlussmöglichkeit­en zufrieden sind, auch pro­duk­tiv­er sind. Deshalb sind Investi­tio­nen in die dig­i­tale Infra­struk­tur in Zukun­ft enorm wichtig. Zudem spie­len kör­per­liche und psy­chis­che Gesund­heit eine wesentliche Rolle, weshalb der Über­gang von Office zu Home­of­fice rei­bungs­los und unprob­lema­tisch erfol­gen und offene Kom­mu­nika­tion gefördert wer­den müssen. Denn die Zukun­ft der Arbeit wird dynamisch sein und dafür braucht es hybride Arbeitsmodelle.

Homeoffice ist nicht gleich HOMEoffice

Dass Home­of­fice nicht gle­ich bedeuten muss, nur von zu Hause aus die Arbeit zu leis­ten, zeigen neue For­men von Telear­beit und hybri­den Arbeitsmod­ellen. Auf­grund der Pan­demie kon­nten die Arbeitnehmer*innen und ‑geber*innen davon allerd­ings noch nicht prof­i­tieren. Der wahre Vorteil, von über­all aus den Beruf ausüben zu kön­nen (anderes Land, Cafés, Co-Work­ing-Space), kann so noch nicht wahrgenom­men wer­den. Wenn das wieder möglich ist, kön­nte auch die Abgren­zung zwis­chen Beru­flichem und Pri­vatem ein­fach­er wer­den. Auch Iso­la­tion und Ein­samkeit im Home­of­fice sind Fol­gen der Pan­demie und nicht primär bed­ingt durch die Telear­beit, denn diese bedeutet nicht automa­tisch, alleine zu arbeiten.

Die Zunahme von Home­of­fice stellt Unternehmen vor die Frage, ob zukün­ftig Büroflächen in dem Aus­maß wie bish­er notwendig sind. Aus den Über­legun­gen ist bei Deloitte und KPMG ein neues Bürode­sign ent­standen: das „Hub-and-Spoke”-Modell. Kleinere Innen­stadt­büros bleiben der Stamm­sitz, dezen­trale und region­al ver­streute Büros schaf­fen ein rasch erre­ich­bares und neues Arbeit­sum­feld als Ergänzung zum Home­of­fice. Das senkt ins­ge­samt Mietkosten, verkürzt den Weg zur Arbeit und steigert die Arbeitszufriedenheit.

Auch noch gut für die Umwelt?

Auf diese Frage gibt es bis jet­zt keine ein­heitliche Antwort. Eine Studie von IOP­science hat dazu 39 Stu­di­en zu den Kli­maauswirkun­gen der Telear­beit über­prüft. 26 dieser Stu­di­en deuten darauf hin, dass die Arbeit von zu Hause aus den Energie­ver­brauch senkt, acht fan­den her­aus, dass es den Energie­ver­brauch erhöhen bzw. die gle­ichen Auswirkun­gen haben kön­nte wie herkömm­liche Arbeitsmod­elle. Diese Ergeb­nisse vari­ierten je nach­dem, welche Fak­toren berück­sichtigt wur­den. Die meis­ten Stu­di­en konzen­tri­erten sich auf einen sehr engen Bere­ich von Indika­toren, wie z. B. den Pendlerverkehr, die ein­fach zu messen sind. Fak­toren wie das Büro­ge­bäude, das oft über ein nach­haltigeres Energie­m­an­age­mentsys­tem als Wohn­häuser ver­fügt, wer­den nicht berück­sichtigt. Hierzu müssen zukün­ftig weit­ere Stu­di­en und Berech­nun­gen erfol­gen, die inklu­siv­er und vor allem miteinan­der ver­gle­ich­bar sind.

Warum es in Zukunft besser und einfacher werden könnte

Die Pan­demie hat das welt­größte Arbeit­splatzex­per­i­ment aus­gelöst und es scheint erfol­gre­ich zu sein. Viele kön­nen sich in Zukun­ft vorstellen, in hybri­den Arbeitsmod­ellen tätig zu sein. Genau deshalb kön­nte viel Pos­i­tives in diese Rich­tung geschehen:

  • Poli­tis­che Entscheidungsträger*innen haben Anreize, Telear­beit zu unter­stützen: mehr Per­so­n­en arbeit­en im Home­of­fice, ihre Bedürfnisse wer­den auch poli­tisch wichtiger sein.
  • Mehr Tools und Ressourcen für Telear­beit: auch Fir­men reagieren und entwick­eln mehr Pro­duk­te, um das Home­of­fice zu erleichtern.
  • Home­of­fice fühlt sich nor­maler an: Der Über­gang zwis­chen Büro und Zuhause wird ein­fach­er und zur Gewohnheit.
  • Telear­beit fördert Vielfältigkeit im Unternehmen: Arbeitnehmer*innen kön­nen weltweit eingestellt wer­den, was zu mehr Inter­na­tion­al­ität und Diver­sität führt.
  • Telearbeiter*innen kön­nen mehr Geld ver­di­enen: Bei der Job­suche ist man nicht mehr geografisch gebun­den, was eine bre­it­ere Auswahl an Stel­lenange­boten mit sich bringt und möglicher­weise mehr Verdienstmöglichkeiten.

Quellen

Agen­da Aus­tria (2020): Wo in Europa im Home Office gear­beit­et wer­den kann.
Andrew Hook, Vic­tor Court, Ben­jamin K Sova­cool and Steve Sor­rell (2020): A sys­tem­at­ic review of the ener­gy and cli­mate impacts of teleworking.
Andrea Alexan­der, Rich Crack­nell, Aaron De Smet, Mered­ith Langstaff, Mihir Mysore, Dan Ravid (2021): What exec­u­tives are say­ing about the future of hybrid work. McKinsey.
Euro­stat (2021): How usu­al is it to work from home?
Hed­da Nier (2017): So lang pen­deln Men­schen weltweit zur Arbeit. Statista.
Ingrid Fein­stein, Jörg Habich, Mar­tin Spilk­er (2021): Home-Office eine Erfol­gssto­ry mit Schat­ten­seit­en. Struk­turelle Haar­risse in der Unternehmen­skul­tur. Ber­tels­mann Stiftung.
Jared Lind­zon (2020): 7 rea­sons why 2021 will be even big­ger and bet­ter for remote work­ers. Fast Company.
Katha­ri­na Buch­holz (2021): Work­ers Want to Stay Put in Home Office. Statista.
Nate Berg (2020): See the unusu­al new office design that Deloitte and KPMG are explor­ing. Fast Company.
Yas­mine Gagne (2020): From one office to 5,000: How remote work could reshape a company’s sus­tain­abil­i­ty goals. Fast Company.

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