In einer Kooperation zwischen ACADEMIA SUPERIOR – Gesellschaft für Zukunftsforschung und LIMAK Austrian Business School, untersuchte ein Team um Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Güttel vom Institut für Human Resource & Change Management an der Johannes Kepler Universität Linz, wie Führungskräfte in Unternehmen im deutschsprachigen Raum mit Krisen umgehen.
Segeln kann man nicht erst im Sturm lernen.
Ziel der Studie, die wissenschaftliches Neuland betritt, ist die Identifikation von resilienzfördernden Managementmethoden, mit deren Hilfe Führungskräfte ihr Unternehmen erfolgreich durch disruptive Krisen leiten können. Gestern wurden die Studienergebnisse im Linzer Bergschlössl vor oberösterreichischen Führungskräften präsentiert und in einem Podiumsgespräch diskutiert.
Unternehmen für Krisen fit machen
Wenn Märkte plötzlich kollabieren, Kriege Absatzmärkte vernichten oder technologische Revolutionen traditionelle Kompetenzen wertlos machen, müssen Führungskräfte – oft im Blindflug – ihre Organisation neu ausrichten und an neue Bedingungen anpassen. Die einen schaffen dies erfolgreich, die anderen nicht. So schlittern manchmal ganze Konzerne praktisch über Nacht in den Konkurs. Das Team um Wolfgang Güttel hat mit 40 Führungskräften im deutschsprachigen Raum gesprochen, um herauszufinden, wie man ein Unternehmen auf derartige scheinbar unvorhersehbare Einbrüche vorbereiten kann.
Changemanagement ist die Königsdisziplin für Führungskräfte
Mag. Gerhard Leitner, MSc, Geschäftsführer der LIMAK Austrian Business School erklärte in seiner Begrüßung, dass es eine große Nachfrage nach Weiterbildung in diesem Bereich gebe. „In einer LIMAK-Umfrage haben uns 300 Führungskräfte übereinstimmend gesagt, dass sie den permanenten Wandel als die größte Herausforderung in den nächsten Jahren ansehen“. Deshalb ist es eines der wichtigsten Ziele der LIMAK, Führungskräften das Rüstzeug für Veränderungen mitzugeben. „Das ist notwendig, denn Changemanagement ist die Königsdisziplin für Führungskräfte“, so Leitner.
Changemanagement in der Krise unabdingbar
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel, akademischer Programmleiter der LIMAK und Leiter des Instituts für Human Resource and Change Management der JKU Linz konnte beobachten, dass Unternehmen meist so lange wie möglich an gewohnten Entscheidungsmustern festhalten – auch wenn diese sie immer tiefer in eine Krise führen. „Einen Schritt zurückzutreten und gleich einem „Helikopterblick“ die eigenen Lage objektiv bewerten, hilft in dieser Situation. „Deshalb kommt der Führungskompetenz und dem Changemanagement in Krisen eine derartig hohe Bedeutung zu“, betont Güttel.
Güttel hat auch einen Tipp, wie sich große Unternehmen auf dem neuesten Stand halten können: diese sollten um sich ein Netzwerk aus Start-Ups und Forschungspartnern aufbauen. „Das bringt den Zugang zu den neuesten Themen und Technologien, trägt zur Verbreiterung der eigenen Wahrnehmung und des Geschäftsfeldes bei und hilft damit präventiv gegen Krisen“, so der Universitätsprofessor.
Politik und Unternehmen stehen vor ähnlichen Herausforderungen
Nicht nur Unternehmen können aus den Studienergebnissen ihre Lehren ziehen, auch die regionale Politik müsse sich in ähnlicher Weise auf Unvorhersehbares vorbereiten, zeigt sich Landesrat Dr. Michael Strugl, MBA, Obmann von ACADEMIA SUPERIOR überzeugt: „In einer unübersichtlichen Situation, egal ob Naturkatastrophe oder Wirtschaftskrise ist es zentral, dass die Politik durchdacht und rasch agiert, gut vernetzt ist und klar und transparent kommuniziert. Das haben wir in den Krisen der letzten Jahre sehr deutlich gesehen“, so Strugl.
Politik muss für Strugl immer auch versuchen, Dinge vorherzusehen. Nur so könne sie proaktiv die Zukunft gestalten. „Ein gutes Instrument dafür sehe ich in Think Tanks, die Foresight-Management betreiben“, weiß der Landesrat.
Klarheit schaffen – Transparent agieren
Weitere Einblicke in die unternehmerische Praxis brachte die Podiumsdiskussion. Mag. Brigitte Haider, MBA, Leiterin Privatkundenabteilung der Oberbank AG, erzählte davon, wie in ihrem Unternehmen mit der Krise im Jahr 2008 umgegangen wurde. Zwar habe man immer gefürchtet, dass derartiges irgendwann passieren würde, „aber man hofft immer, dass das Angekündigte nicht eintritt“, so Haider.
Als die Krise da war, hat ihr Unternehmen vorbildlich agiert: „Auf der Führungsebene haben wir zuerst versucht, uns Klarheit über die Situation zu verschaffen und einen Plan zu entwickeln. Diesen Plan, der unserer Meinung nach der beste Weg für uns war, haben wir dann klar und offen an unsere Mitarbeiter und Kunden kommuniziert.“ Wichtig sei dabei „in aller Hektik nicht die Ruhe zu verlieren“, betonte die Finanzexpertin weiter.
Die richtige Geschwindigkeit für den Wandel finden
Ähnliches betonte auch Mag. Dr. Thomas Windischbauer, MBA, Mitglied des Vorstands der Silhouette International Schmied AG. Die klare Kommunikation mit den Mitarbeitern ist für ihn zentral. Außerdem müssen „alle Leute mit ins Boot geholt werden“, so Windischbauer. Silhouette habe dies z.B. durch regelmäßige Frühstückstreffen mit Vorstand und Mitarbeitern gelöst.
„Führungskräfte müssen, bei aller nötigen Geschwindigkeit, darauf achten, nicht zu rasch für die eigenen Mitarbeiter zu agieren. Denn ohne das Team schafft man gar nichts“, schränkte Windischbauer ein. Auch sei es hilfreich, von Zeit zu Zeit einen Schritt zurückzutreten und die eigene Strategie objektiv zu bewerten.
Abschließend waren sich alle am Podium einig: Transparenz und eine klare Kommunikation der Führungskräfte zu ihren Mitarbeitern und Kunden ist in Krisenzeiten eine der wichtigsten Empfehlungen, die sie den über hundert anwesenden Führungskräften mitgeben.